Tori & Lokita

Länge:
88 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Kinostart:
26.10.2023
Regie:
Luc Dardenne, Jean-Pierre Dardenne
Darsteller:
Joely Mbundu (Lokita), Pablo Schils (Tori), Alban Ukaj (Betim), Tijmen Govaerts (Lukas), Charlotte De Bruyne (Margot)
Genre:
Drama , Jugend
Land:
Belgien, Frankreich, 2022

Vor der Anhörung, in der das Asylrecht von Lokita verhandelt wird, geht der 11-jährige Tori mit ihr mögliche Fragen durch: „Eine Fangfrage: Erinnerst du dich, ob es Bäume im Garten des Waisenhauses gab?“ „Nein, ich erinnere mich nicht“, antwortet Lokita. Darauf Tori: „Gut, denn es gibt dort keine Bäume und keinen Garten.“


Worum genau geht es in dem Spielfilm?


Lokita aus Kamerun und Tori aus Benin haben sich auf der Flucht nach Europa kennengelernt und angefreundet. Nun in Belgien geben sie sich als Geschwister aus. Nur so kann Lokita eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Denn Tori hat durch seinen Status als verfolgtes Kind das Recht auf Asyl, das dann auf seine Schwester ausgeweitet werden kann. So proben sie vor jeder Anhörung ihre erdachte Familiengeschichte, wie Lokita ihren „Bruder“ aus dem Waisenhaus gerettet hat. Doch die Anhörungen, die bei Lokita Panikattacken hervorrufen, sind nicht der einzige Druck, der auf ihr lastet. Sie muss regelmäßig Geld an ihre Mutter schicken und außerdem die Schulden von 620 Euro bei der Schlepperbande tilgen. Dafür jobben sie und Tori in einer Pizzeria, wo sie fünf Euro für zehn Minuten Singen erhalten. Abends ziehen sie dann noch los, um Drogen für den Koch Betim zu verkaufen. Trotzdem reicht das Geld vorn und hinten nicht. Als die Behörde beschließt, die beiden einem DNA-Test zu unterziehen, flieht Lokita aus dem Wohnheim. Für gefälschte Papiere lässt sie sich für ein paar Wochen in ein abgelegenes Lagerhaus, eine illegale Cannabisplantage, einschließen. Ohne Kontakt zur Außenwelt und sich ganz allein überlassen, muss sie dort unter menschenunwürdigen Bedingungen die Pflanzen pflegen. Doch Tori gibt keine Ruhe, bis er seine „große Schwester“ gefunden hat – und bringt damit eine unheilvolle Lawine ins Rollen.


Lohnt sich „Tori & Lokita“ für dich?


„Unser Film erzählt die Geschichte einer Freundschaft – einer schönen und intensiven Freundschaft, nicht einer verratenen Freundschaft, sondern einer unerschütterlichen Freundschaft“, schreiben die Brüder Dardenne in ihrer Konzeption. Das bringt es auf den Punkt! „Tori & Lokita“ erzählt gleichzeitig aber auch eine Geschichte, die aufwühlt und bedrückt, zeigen Jean-Pierre und Luc Dardenne doch realistisch und schonungslos Probleme auf, mit denen unbegleitete Geflüchtete zu kämpfen haben können, wenn sie in Europa angekommen sind. „Tori & Lokita“ spielt zwar in Belgien, könnte aber ebenso gut in Frankreich oder in Deutschland spielen. Von allen Seiten werden die Jugendlichen hier unter Druck gesetzt. Da ist die Angst vor der Abschiebung, da müssen die Familien in den Heimatländern finanziell unterstützt werden und da sind die Schleuserbanden, die nicht wenig Geld erpressen. Die Gefahr, dass unbegleitete Flüchtende unter diesen Umständen in kriminelle Machenschaften hineingezogen und ausgebeutet werden, ist dementsprechend groß. Tori und vor allem Lokita geraten im Film in genau diesen Strudel von Not und Kriminalität. Stück für Stück beleuchten die Brüder Dardenne ebenjene Spirale, die die beiden immer mehr ins Abseits drängt. Im Kontrast dazu stehen die Szenen, in denen Tori und Lokita fürsorglich und liebevoll, ja wie Geschwister, miteinander umgehen. Diese trösten, versöhnen und geben ein wenig Hoffnung.

Barbara Felsmann

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FilmverleihCinejoy