Tore tanzt

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
110 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Katrin Gebbe
Darsteller:
Julius Feldmeiner, Sascha Alexander Gersak, Annika Kuhl, Swantje Kohlhof, Til-Niklas Theinert u. a.
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2013

Tore ist ohne Familie und als Punk zugleich tiefgläubig. Bei einer Gruppe von Gleichgesinnten in Hamburg hofft er, seiner Idealvorstellung näherzukommen, ein Leben ohne Gewalt nach urchristlichen Maßstäben zu führen. Unterwegs lernt er eine Familie kennen, die mit dem Auto liegengeblieben ist. Er glaubt fest daran, es mit Gottes Hilfe wieder flott zu bekommen. Das gelingt ihm tatsächlich. Zum Dank dafür darf Tore den Sommer über in der Gartenlaube der vierköpfigen Familie verbringen, mitsamt Benno, dessen Freundin Astrid, der 15-jährigen Sanny und Sohn Dennis. Tores Sozialhilfe wird erst mal einkassiert, seine Arbeitskraft unentgeltlich genutzt. Schutzlos ist Tore den Launen des sadistischen Familienoberhaupts ausgeliefert, die auch sexuellen Missbrauch in gleich mehrfacher Hinsicht umfassen. Tore lässt dennoch alle Schikanen über sich ergehen, denn er ist fest davon überzeugt, Benno allein mit seiner Nächstenliebe „retten“ und zum Guten bekehren zu können. Ein Irrtum, womöglich mit fatalen Folgen?


Mit ihrem Debütspielfilm hat sich die Absolventin der Hamburg Media School Katrin Gebbe ein gesellschaftspolitisch brisantes Thema ausgesucht, das man eher in armen Schwellenländern vermutet, nicht aber bei uns in Deutschland. Von „moderner Sklaverei“ sind weltweit etwa 170 Mio. Menschen betroffen. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit aus Deutschland. Aufmerksam auf den besonders krassen Fall wurde die Regisseurin durch eine Zeitungsnotiz. Darüber hinaus ließ sie sich literarisch von dem Epileptiker Fürst Myschkin aus Dostojewskis „Der Idiot“ inspirieren. Wie eine Passionsgeschichte ist der vom ZDF – Das kleine Fernsehspiel mitproduzierte Film in drei Kapitel unterteilt, die mit „Glaube, Liebe, Hoffnung“ überschrieben sind. Diese religiöse Komponente erweitert das knallharte Sozialdrama um eine existenzialistisch-philosophische Auseinandersetzung über das Gute und das Böse im Menschen, das mitunter eruptiv zum Ausdruck kommt. Der ambivalent aufgenommene Film überschreitet deutlich Grenzen, auch in der bildlichen Darstellung von Gewalt. Nicht jeder muss sich das antun! Andererseits ist der Mut der Filmemacherin zu bewundern, das brisante Thema überhaupt zur Sprache zu bringen und es auch in aller formalen Konsequenz zu zeigen. 2013 war „Tore tanzt“ der einzige deutsche Beitrag auf den Filmfestspielen in Cannes. Etwas in der künstlerischen Konsequenz Vergleichbares aus Deutschland gab es nicht. 


DVD-Bildformat:1:2,35; 16:9
Ton:Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
DVD-Extras: Interviews, Audiokommentar, Trailer, Booklet

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

Kauf-DVDrapid eye movies REM

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (29. Woche 2014).