Tom of Finland

Das Finnland der 1950er Jahre ist kein guter Ort, um als Homosexueller ein erfülltes Leben zu führen – das bekommt auch der ehemalige Soldat Touko Laaksonen mehr als deutlich zu spüren. Während es im Krieg zumindest heimliche Inseln der Unbeschwertheit unter Gleichgesinnten gab, droht sein Alltag nun vollständig die Farbe zu verlieren. Um seinen Unterhalt sichern zu können, nimmt Touko einen Job als Grafiker in einer Werbeagentur an. Aber im Herzen ist er Künstler. Mit einer Form von Kunst, die ihn ins Gefängnis bringen kann – denn er malt anzügliche Bilder von muskelbepackten Männern im unmissverständlichen Miteinander. Nicht einmal seiner eigenen Schwester kann Touko seine eigentlichen Werke zeigen. Sie würde es nicht verstehen. Doch unter der Hand finden die Bilder schließlich immer größere Verbreitung und auf einmal wird er unter dem Pseudonym „Tom of Finland“ zur Ikone der „Gay Revolution“ in den USA. Der Erfolg fühlt sich gut an und Toukos Leben ist dadurch bedeutend leichter geworden. Nur von vollständiger Toleranz sind sie noch immer viel zu weit entfernt. Und als ein bis dahin unbekanntes tödliches Virus ausgerechnet in der Schwulenszene zahlreiche Opfer einfordert, ist das nicht nur eine Tragödie, sondern auch ein herber Rückschlag für die gesamte Bewegung.

Im einen Moment leichtfüßiges Vergnügen bei flüchtigen Begegnungen im Park, im anderen Moment unangenehme Konfrontationen, prügelnde Polizisten und von Misstrauen geprägte Verhörszenen. Regisseur Dome Karukoski zeichnet hier ein eindrucksvolles Bild von der bewegenden Lebensgeschichte hinter „Tom of Finland“. Und die braucht man auch, um wirklich die Bedeutung erfassen zu können, die seine Werke im damaligen Kontext bekommen haben. Wie sie zum Ausdruck und Motor einer Bewegung geworden sind, die ihre Relevanz auch heute noch lange nicht verloren hat. Dass da eben doch einiges mehr ist als bloß ein paar – wenn auch von äußerst talentierter Hand gemalt, so doch letztendlich – schmutzige Bildchen. Damit ist dieser Film Biopic und Kunstinterpretation in einem. Auf großartige Weise erzählt.

DVD Extras: Entfallene Szenen, Making of, Featurette, Trailer

Blu-ray Extras: Entfallene Szenen, Making of, Featurette, Trailer

Marius Hanke