tick, tick... Boom!

Länge:
121 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Kinostart:
11.11.2021
Regie:
Lin-Manuel Miranda
Darsteller:
Andrew Garfield (Jon), Vanessa Hudgens (Karessa), Alexandra Shipp (Susan), Robin de Jesus (Michael), Bradley Whitford (Stephen Sondheim)
Genre:
Musikfilm , Biopic
Land:
USA, 2021

Andrew Garfield kennen viele als Spiderman und aus anderen großen Hollywoodproduktionen. Umso überraschender ist hier sein energiegeladener Auftritt als Johathan Larson, der zunächst erfolglos, später gefeiert das Genre des Broadwaymusicals in den 90er Jahren revolutionierte. In jeder Szene ist er zu sehen, wie er lebt und liebt, feiert, komponiert, überraschend kraftvoll singt und für seinen großen Traum kämpft.


Worum es in „tick, tick... Boom!“ geht:


Jon träumt vom großen Durchbruch. Aber wie die Miete zahlen und wie die Freundin Alexandra zufrieden stellen, eine begabte Tänzerin die sich nach einer schweren Verletzung mehr finanzielle Sicherheit wünscht. Es sind die frühen 1990er Jahre in New York. Jon und sein bester Kumpel Michael leben das ausgelassene Leben der Künstler Bohème in Manhattan. Sie feiern, streben nach Kunst und dem großen Wurf auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Michael ist schwul. Die Aids-Epidemie wütet ohne medizinische Gegenwehr, um ihn herum sterben reihenweise seine Freunde. Er entschließt sich für einen radikalen Berufswechsel und steigt in einer Werbefirma auf. Jon steht bald allein da, denn auch Alexandra hat eine sicheres Jobangebot als Lehrerin, allerdings außerhalb von New York. Jon ist aber besessen von seinem Plan. So fröhlich und gesellig er oft ist, er ist in seinem Schaffensprozess auch egoistisch und vergisst alles um sich herum. Nebenbei arbeitet er in einem Diner, um die Miete zu bezahlen. Mit „Superbia“ – einem aufwändigen Science Fiction Musical – will er den Broadway erobern. Aber der Weg ist voller Hindernisse, keiner will das Stück zur Aufführung bringen. Der Film mischt Leben, Arbeit und Innenschau dieses Künstlers ohne sich dabei allzu sehr an autobiografische Fakten zu halten. Plötzlich, mitten bei einer Privatfeier oder in einem Imbiss, fangen die Leute an zu singen. In immer wiederkehrenden Szenen erzählt Jon seine Geschichte auf einer rammeligen kleine Bühne für Standup-Comedians, wie sie für New York so typisch ist.


Lohnt sich „tick, tick... Boom!“ für dich?


Lin-Manuel Miranda hat die Broadway Musicals „In the Heights“ und „Hamilton“ zu verantworten, die jahrelang auf dem Spielplan standen und international überaus erfolgreich waren. Sein filmisches Regiedebüt setzt dem Komponisten und Texter Jonathan Larson ein Denkmal, der mit nur 35 Jahren starb und der eine wichtige Zäsur am Broadway bewirkte. Persönliche Geschichten aus dem Alltag fanden mit ihm Eingang in die oftmals verkitschte und schlichte Weltsicht der herkömmlichen Musicals. Mit „Rent“ gelang ihm nach jahrelangem Ringen schließlich der große Durchbruch, in dem es um eine Künstlerclique und ihren Überlebenskampf geht. Auch hier im Film sind die Grenzen von Leben und Kunst fließend und durchlässig. Jon schöpft seine Inspiration direkt aus dem Alltag, aus seiner Wahrnehmung und Gedankenwelt. Mutig begibt er sich in die schmerzhaften Gefühle ebenso wie in seinen lange unerfüllten Traum nach Anerkennung und Erfolg. Für Musicalfans ist der Film bestimmt interessant und unterhaltsam. Leider sind die Musicalszenen selbst nicht der ganz große Wurf. Nur in einer werden auch hier die Grenzen der Wahrnehmung gesprengt, als in einem Diner alle beginnen zu singen und plötzlich die Wand zur Straßen hin aufklappt. Innen und Außen, Phantasie und Realität werden aus den Angeln gehoben.

Christiane Radeke

Anbieter

FilmverleihNetflix