The Wild Pear Tree

Länge:
188 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Kinostart:
18.06.2020
Regie:
Nuri Bilge Ceylan
Darsteller:
Doğu Demirkol (Sinan), Murat Cemcir (Sinans Vater Idris), Bennu Yildirimlar (Asuman), Tamer Levent (Recep), Rayhan Asena Keskinci (Yasemin), Serkan Keskin (Süleyman) u. a.
Genre:
Drama
Land:
Frankreich, Türkei, Deutschland, Bulgarien, 2020

Nach dem Studium kehrt Sinan erstmal zurück zu seinen Eltern aufs Dorf. Ein Staatsexamen muss er noch ablegen – dann ist er bereit, Lehrer zu werden. Doch der türkische Arbeitsmarkt sieht gerade alles andere als rosig aus, deswegen macht Sinan sich wenig Hoffnung auf einen baldigen Job. Und eigentlich hat er auch ein ganz anderes Ziel vor Augen: seinen bereits fertig geschriebenen Roman zu veröffentlichen und fortan als Schriftsteller zu leben. Vielleicht schafft er es dann auch ein für allemal von hier weg. Denn die Scheinheiligkeit der Leute macht ihm schon jetzt wieder zu schaffen und er möchte sicher nicht auf ewig in diesem Kaff versauern. Aber fürs Erste muss er sich all dem stellen, was er so verabscheut. Dazu gehören auch die ständigen Auseinandersetzungen mit seinem Vater, der seine Familie mit seiner Glücksspielsucht und tausend fixen Ideen immer wieder ins Unglück stürzt. Außerdem braucht Sinan eine Finanzierung für seinen Roman. Und spätestens an der Stelle wird es knifflig. Denn seine erzählerische Sicht auf die Heimat ist wirklich alles andere als das, was die Menschen hier gerne unterstützen würden.

Es ist nicht das erste Mal, dass der türkische Regisseur Nuri Bilge Ceylan („Winterschlaf – Kis Uykusu“) mit einer Inszenierung mehr als drei Stunden Zeit seiner Zuschauer*innen in Anspruch nimmt. Und auch wenn „The Wild Pear Tree“ ein gewisses Durchhaltevermögen braucht – gerade in Originalsprache mit Untertiteln –, so lohnt sich diese Reise in eine Welt, in der die Uhren noch anders zu laufen scheinen. Denn der Film nimmt sich viel Zeit für allzu Menschliches – von familiären Streitigkeiten über Diskussionen rund um unterschiedliche Rollenbilder und auseinanderdriftende Lebensziele bis hin zu langen Auseinandersetzungen darüber, was es eigentlich bedeutet, Schriftsteller*in zu sein. Während solche Gespräche anderswo schnell von den nachfolgenden Szenen eingeholt werden, dauern sie hier oft ein paar Minuten länger. Und nicht zuletzt dreht sich dabei alles um das fortwährende Scheitern an der Realität, das Sinan in nahezu jeder Begegnung zu verfolgen scheint. Trotzdem hält er fest an seinen romantischen Vorstellungen und an seinem großen Traum vom Schriftstellerdasein. Umrahmt von zahllosen Momentaufnahmen der tiefsten Provinz – die trotz ihrer Schwere irgendwie schön und anmutig bleiben.

Es lohnt sich also durchaus, in die trostlos-idyllische Atmosphäre von „The Wild Pear Tree“ einzutauchen. Man braucht nur wirklich ausreichend Zeit dafür.

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FilmverleihKinostar