The Vigil - Die Totenwache

Länge:
90 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Kinostart:
23.07.2020
Regie:
Keith Thomas
Darsteller:
Dave Davis (Yakov), Lynn Cohen (Mrs. Litvak), Menashe Lustig (Reb Shulem), Malky Goldman (Sarah), Nati Rabinowitz (Lane)
Genre:
Horror , Drama
Land:
USA, 2019

An Horrorfilmen über gefährliche Dämonen mangelt es weiß Gott nicht. Wohl aber an Werken, die dieser Gruselspielart einen interessanten neuen Dreh verpassen. In seinem Kinodebüt „The Vigil – Die Totenwache“ versucht sich Regisseur und Drehbuchautor Keith Thomas an einer Auffrischung der Besessenheitsformel, kann sich dabei aber leider nicht richtig von eingefahrenen Mustern freimachen.

Die Erstlingsarbeit handelt von einem jungen Mann namens Yakov, der seine ultraorthodoxe jüdische Gemeinde verlassen hat, um einen Neuanfang zu wagen. Als ihn eines Abends sein früherer Rabbiner bittet, noch einmal die traditionelle Aufgabe des Totenwächters für einen Verstorbenen aus der strenggläubigen Gemeinschaft zu übernehmen, winkt Yakov zunächst ab. Die Aussicht auf leicht verdientes Geld bringt den „Aussteiger“, der knapp bei Kasse ist, allerdings zum Umdenken. Eine Entscheidung, die er schnell bereut. Denn nicht nur die demenzkranke Witwe des Verschiedenen bereitet ihm mit ihrem merkwürdigen Verhalten Kopfzerbrechen. Noch dazu fühlt er sich in ihrem Haus von einer bösen Macht verfolgt.

„The Vigil – Die Totenwache“ präsentiert ein stark verdichtetes, fast ausschließlich auf einen Schauplatz und eine einzige Nacht begrenztes Szenario und erzeugt allein dadurch ein Gefühl der Beklemmung. Yakov sitzt in einem alten, schummrig ausgeleuchteten Gebäude und sieht sich einem Leichnam gegenüber, der – so scheint es – plötzlich ein Eigenleben entwickelt. Das Grauen, das langsam über den verunsicherten Protagonisten hereinbricht, arrangiert der Regisseur zumeist auf vertraute Weise. Seltsame Geräusche, flackernde Lichter und ruckartige Bewegungen im Bildhintergrund gehören zu den Standardmitteln des Genres und kommen auch hier zum Einsatz. Ebenso wie die im Mainstream-Kino seit Jahren sehr beliebten, oft jedoch uninspiriert abgespulten jump scares, Schockeffekte, die vor allem über ein Anschwellen der Tonspur und eine aus der Dunkelheit hervorspringende mögliche Bedrohung funktionieren. Keith Thomas beherrscht das Horroreinmaleins. Wirklich originelle Schauermomente bleibt sein Debütfilm dem Publikum aber schuldig.

Was „The Vigil – Die Totenwache“ von vielen anderen Dämonenstreifen unterscheidet, ist der starke Bezug auf die jüdische Kultur und die jüdische Geschichte. Verbunden wird der Gruselplot nämlich mit dem Schrecken des Holocaust und dem noch immer weit verbreiteten Übel des Antisemitismus, das in Yakovs Vergangenheit seine schmerzhaften Spuren hinterlassen hat. Das Trauma der Hauptfigur hätte man allerdings noch feiner in den Hauptstrang einbetten und damit die emotionale Wirkung des Horrordramas deutlich steigern können.

Christopher Diekhaus