The Son

Länge:
123 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
25.01.2023
Regie:
Florian Zeller
Darsteller:
Zen McGrath (Nick), Hugh Jackman (Peter), Laura Dern (Kate), Vanessa Kirby (Beth), Anthony Hopkins (Anthony), Hugh Quarshie (Dr. Harris)
Genre:
Drama
Land:
USA, Frankreich, Großbritannien, 2022

Wir müssen über Mental Health reden. Dank bekannter Köpfe aus Film, Literatur oder Social Media, die sich öffentlich zu ihren psychischen Erkrankungen bekennen, rückt dieses Thema zum Glück langsam raus aus dem Tabu und hinein in unser Bewusstsein. Doch wie man Erkrankten begegnet, richtig mit ihnen umgeht, ist nicht leicht und kann trotzdem hilflos machen – besonders wenn sie Teil der eigenen Familie sind.


Darum geht es in „The Son“:


Peter ist ein erfolgreicher Anwalt in New York. Er scheint in seinem Leben da angekommen, wo er es sich wünscht: Mit seiner jüngeren Freundin Beth hat er gerade einen Sohn bekommen. Ein Jobangebot aus Washington könnte ihm zudem ermöglichen, in die Politik einzusteigen. Doch plötzlich steht seine Ex-Frau Kate vor seiner Tür. Sie ist in Sorge um ihren gemeinsamen 17-jährigen Sohn Nicholas, der bei ihr lebt. Seit einem Monat war er nicht in der Schule, ist antriebslos, entzieht sich. Kate weiß nicht mehr weiter. Der Sohn macht ihr manchmal regelrecht Angst. Als Peter mit Nicolas spricht, wird spürbar, wie sehr er unter der Abwesenheit des Vaters leidet. Peter lässt ihn zu sich ziehen. Das schlechte Gewissen, die Familie einst verlassen zu haben, lastet auf ihm. Auch möchte er anders sein als sein eigener kalter Vater. Beth trägt die Entscheidung mit und zunächst scheint der Umzug Nicholas tatsächlich gut zu tun. Doch immer mehr wird deutlich, dass der Schmerz und das Leiden, die der Junge verspürt, sich nicht einfach durch Zuwendung lösen lässt. Nicholas ist ernsthaft an Depressionen erkrankt.


Lohnt sich der Film für dich? 


„Liebe allein reicht nicht.“ Diesen Satz wird ein Arzt der Familie zu einem späteren Zeitpunkt eindringlich sagen und damit das zentrale Dilemma benennen. In „The Son“ zeigt Florian Zeller eindrucksvoll, wie sehr Nicholas' Eltern sich wünschen, ihrem Sohn zu helfen, und wie die Ohnmacht, es nicht ausreichend tun zu können, sie schier zerreißt. Wie sein Debüt „The Father“ basiert Zellers zweiter Film auf seinem eigenen Theaterstück und nimmt ein Mitglied einer Familie in den Fokus der Geschichte. Wobei „The Son“ nicht aus der Perspektive des titelgebenden Sohns erzählt wird, sondern sich auf den Vater Peter konzentriert. Das ist schade, denn gerade die Momente, in denen der von Zen McGrath berührend gespielten Nicholas im Zentrum steht, sind die emotionalsten des Films. Zu gern möchte man näher an ihm dran bleiben, wenn man erahnt, welcher Schmerz in ihm steckt, wie leid er diesen Schmerz ist und wie sehr er Verständnis braucht, auch wenn er selbst keine Antwort hat, warum es ihm so geht, wie es ihm geht. Dass der Vater ihn verstehen möchte, aber selbst gefangen ist in der Vorstellung, dass Dinge nur einer logischen Erklärung bedürfen, und Peters Menschen- und vor allem Männerbild davon geprägt ist, zu funktionieren und stark zu sein, ist an sich spannend. Doch der Film kratzt hier wie in seiner Beschäftigung mit der Krankheit Depression allenfalls an der Oberfläche. Dass das Ganze in einem Upperclass-Milieu spielt, in dem es offenbar selbstverständlich ist, dass Männer arbeiten und Frauen auf ihr Dasein als Mutter reduziert werden, und dass der Filmemacher sich entschieden hat, den kranken Sohn im Gegensatz zum nicht kranken Vater mit einem eher sanften Typ Mann zu besetzen, trägt dazu bei, dass der Film sich etwas abgehoben und unzeitgemäß anfühlt. Das namhafte Schauspielensemble spielt stark. Dem Film gelingt, dass er sich, obwohl er meist in Innenräumen stattfindet, nie wie ein abgefilmtes Theaterstück anfühlt. Umso mehr hätte man ihm gewünscht, dass er das Potential seiner spannenden Themen besser ausschöpft.

Kirsten Loose

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (19. Woche 2023).