The Social Experiment

Länge:
97 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Pascal Schröder
Darsteller:
Marven Suarez Brinkert (Adrian), Emilia Djalili (Nancy), Thapelo Mashiane (Neil), Elmo Anton Stratz (Dustin), Gustav Strunz (Luke) u. a.
Genre:
Thriller , Drama
Land:
Deutschland, 2022

Was hat eine kleine deutsche Independent-Produktion mit dem „Star Wars“-Ableger „The Mandalorian“ und der Netflix-Serie „1899“ gemein? Rein gar nichts? Und ob! Genauso wie die beiden Streaming-Großprojekte entstanden weite Teile des Thrillers „The Social Experiment“ in einer virtuellen Studiokulisse, bei der rundum aufgebaute LED-Wände digitale Hintergründe erzeugen. Optisch hat Pascal Schröders erster abendfüllender Spielfilm einiges zu bieten. Doch das ist nur die halbe Miete. Für spannende Unterhaltung braucht es auch ein durchdachtes Drehbuch, das die technische Finesse veredelt. Schröder und Koautorin Raffaela Kraus, zugleich als Darstellerin involviert, verzetteln sich in ihrem neugierig machenden Locked-room-Szenario allerdings sehr schnell.


Worum es in „The Social Experiment“ geht:


Erst 16 – und schon ein aufstrebender Online-Star. Adrian liebt es, seinen Alltag mit seinen Fans zu teilen und will, natürlich, immer mehr Follower*innen hinzugewinnen. Als er mit seiner Clique, bestehend aus seiner Freundin Nancy und seinen Kumpels Neil, Dustin und Luke, eine Escape-Room-Challenge – Preisgeld: 100.000 € – beginnt, vergeht dem sonst so lässigen Adrian jedoch das Lachen. Denn viel schneller als gedacht scheitert das Quintett beim Rätselknacken. Doch unverhofft ergibt sich eine zweite Chance auf Ruhm und Reichtum: Die Fünf dürfen an einem 24-Stunden-Spiel ohne Ausstiegsmöglichkeit mitwirken und willigen begeistert ein. Was sie nicht ahnen: Hinter dem Game steckt eine KI-basierte Verhaltensstudie, die ihre Freundschaft massiv erschüttern wird.


Warum „The Social Experiment“ zu wenig draus macht:


Filme, die in einem abgeschlossenen Setting spielen, an Orten, aus denen es für die Protagonist*innen kein Entkommen gibt, eignen sich perfekt, um die Spannungsschraube kontinuierlich anzuziehen und die zerstörerischen Seiten des Menschen pointiert zu beschreiben. Was dafür aber von Nöten ist: ein roter Faden und Figuren, die uns irgendwie zum Mitfiebern bewegen. „The Social Experiment“ setzt uns leider reine Stereotypen – etwa den Egoisten, den Mitläufer und den Choleriker – vor und steckt sie in eine Versuchsanordnung ohne klare Linie. Anfangs ist die Macht der online verfügbaren Daten und Informationen von größerer Bedeutung. Mithilfe der KI namens Kira können die Studienverantwortlichen Iris und Kai die Freund*innen gegeneinander ausspielen. Geheimnisse aus Chatverläufen werden genutzt, um im Untergrund brodelnde Konflikte an die Oberfläche zu holen. In der Folge geht der kritische Blick auf unsere Internetkultur allerdings fast komplett verloren. Klassische Eskalationen und laue Enthüllungen bestimmen zunehmend das Geschehen, das zu allem Überfluss immer wieder ins unfreiwillig Komische abdriftet. Thrill-Faktor büßt der Film besonders dann ein, wenn es zu Iris und Kai in die Schaltzentrale geht. Während er vom ersten Auftritt an als schmierig-verschlagen gezeichnet wird, ändert sich die Haltung der zunächst kühl dreinblickenden Wissenschaftlerin mittendrin auf extrem unglaubwürdige Weise.

Dem jungen Schauspielensemble, das in emotionalen Szenen leider nicht genügend überzeugt, kann kein großer Vorwurf gemacht werden. Am Cast liegt es nämlich am wenigsten, dass „The Social Experiment“ in der zweiten Hälfte einbricht. Zu konfus und beliebig ist der Plot. Zu diffus und banal bleibt das, was hinter der Hardcore-Studie steht. Immerhin: Einen willkommenen Kontrast bildet der interessante, in einer Kleinproduktion nicht zu erwartende Look. Die Hauptfiguren finden sich im Rahmen des Versuchs in unterschiedlichen künstlichen Welten wieder, müssen zum Beispiel in einer Mondlandschaft oder einem Wüstenszenario Aufgaben lösen und harte Entscheidungen treffen, um die nächste Stufe zu erreichen. Die Schauplätze sind abwechslungsreich, trotz ihrer virtuellen Beschaffenheit mitunter atmosphärisch, doch zerstreuen können sie die inhaltlichen Schwächen nicht.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (6. Woche 2023).