Die Gabe (Staffel 1)

Serienstart:
31.03.2023
Staffel:
1
Folgen:
10
Länge der Folgen:
42 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Logan Kibens, Ugla Hauksdóttir, Lisa Gunning
Darsteller:
Halle Bush (Allie), Auli’i Cravalho (Jos), Ria Zmitrowicz (Roxy), Tunde (Toheeb Jimoh), Toni Collette (Margot) u. a.
Genre:
Science-Fiction , Drama , Thriller
Land:
Großbritannien, 2023

Wie würde die Welt aussehen, wenn von Anfang an Frauen das Sagen gehabt hätten und nicht Männer? Wäre uns Leid erspart geblieben? Müssten wir uns keine Sorgen um das Klima machen? Um unsere Zukunft? Unweigerlich drängen sich beim Anblick der Serie „Die Gabe“ eben diese Fragen auf. Die Adaption des gleichnamigen Science-Fiction-Romans von Naomi Alderman schreibt die Geschichte zwar nicht um, entwirft dafür aber eine aufregende Zeitenwende in der Gegenwart: Plötzlich auftauchende Superkräfte bei Teenagerinnen rund um den Globus sorgen dafür, dass sich die Frauen nach und nach erheben, bereit, die alte Ordnung einzureißen.


Davon erzählt die Serie „Die Gabe“:


Drei Mädchen, drei Kontinente. Alles scheint wie immer, doch dann geschehen auf einmal unglaubliche Dinge: Allie, die bislang still in ihrer strenggläubigen Pflegefamilie gelitten hat, hört eine Stimme und fühlt sich durch sie bestärkt, sich gegen den Missbrauch aufzulehnen, den sie ertragen musste. Genauso so wie sie bemerkt die unsichere Jos, dass sie Stromschläge in ihren Händen produzieren kann. Zu den vielen jungen Frauen mit dieser unverhofften, zunächst noch schwer kontrollierbaren Gabe gehört auch Roxy, die von ihrem Vater, einem einflussreichen Gangster, nicht offiziell anerkannt wird. Als ihre Mutter bei einem Überfall zu Tode kommt, will sie ihre Superkraft einsetzen, um die Täter zur Strecke zu bringen. Und dann ist da noch der Videojournalist Tunde, der sich voller Begeisterung auf das globale Phänomen stürzt, wild entschlossen, die große Emanzipationsbewegung, die sich anbahnende Revolution mit seiner Kamera zu begleiten. Dass die neue Macht auch ihre Schattenseiten hat, wird ihm und anderen allerdings schnell bewusst. Wie mag sie wohl aussehen, die Welt, die aus dem Freiheitskampf der Frauen entsteht?


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Die Schöpferinnen Raelle Tucker, Naomi Alderman und Sarah Quintrell beschreiben in „Die Gabe“ mitunter sehr präzise, wie stark Frauen noch immer kleingehalten und attackiert werden. Allie etwa muss sich in der Kirche Predigten über Evas Erbsünde anhören und erfährt zu Hause alles andere als Nächstenliebe. Ihr Pflegevater scheint sie regelmäßig zu missbrauchen. Dass auch in verhältnismäßig machtvollen Positionen vieles im Argen liegt, zeigt das Beispiel von Jos' Mutter. Als Bürgermeisterin der Großstadt Seattle will Margot nach den ersten Berichten über fatale Stromschläge herausfinden, was genau vor sich geht. Der Gouverneur ihres Bundesstaates, ein geltungssüchtiger Taktierer, behandelt sie allerdings von oben herab und versucht, sie auszubremsen.

Aber die Serie nimmt sich darüber hinaus auch anderen relevanten Themen an! Ist es einmal zu ersten Zwischenfällen mit den elektrischen Stößen gekommen, finden nämlich auch schon ebenso panische wie drastische Ausgrenzungs- und Quarantänemaßnahmen statt. Junge Frauen dürfen den Schulbus nicht mehr nutzen, müssen ihre Klassenräume verlassen, erhalten Handfesseln und harren isoliert wie Aussätzige in Turnhallen aus. Mitschüler*innen werden zum Denunzieren ermuntert. Und generell herrscht eine gefährliche Desinformationspolitik.

Obschon hier viele spannende Ideen und Ansatzpunkte zusammenkommen, gibt es auch ein paar Schwachpunkte zu verzeichnen. So kommen die düsteren Seiten der neuen Kräfte in „Die Gabe“ zwar zur Sprache, werden jedoch oft nur angerissen oder lapidar kommentiert. Beispielsweise als Allie ihre Fähigkeit erprobt und dabei ein Huhn tötet. Ebenso die Frage der Selbstjustiz – Sie ermordet ihren übergriffigen Pflegevater – sollte im weiteren Verlauf noch differenzierter diskutiert werden. Verdammt nach Klischee riecht außerdem die bislang sehr knapp gehaltene plot line um Tatiana, die als junge Ehefrau eines Machodiktators ein Leben als schönheitsfixierte Prinzessin führt. Ein weiteres Handicap: Zwischendurch verschwinden einige Protagonist*innen für eine komplette Folge von der Bildfläche. Ein erzählerischer Fluss und eine echte Bindung werden dadurch erschwert. Dagegen hilft leider auch nicht, dass Ria Zmitrowicz als rotzige Roxy und Halle Bush als seltsam erhaben daherkommende Allie eine herausragende Performance hinlegen!


Unser Fazit zu „Die Gabe“:


Weibliche Figuren, die sich gegen das Patriarchat, gegen Unterdrückung und Gewalt erheben. Shitstorms schon da? Bei diesem Thema leider (!) erwartbar. Dabei ist allein schon das Ausgangsszenario der Serie ziemlich spannend – und sie knüpft auch darüber hinaus an aktuelle Fragen und Probleme an. Fakt ist aber auch: Die ersten vier für diese Kritik gesichteten Episoden haben Schwachpunkte. So gravierend, dass das Interesse völlig wegbrechen würde, sind diese jedoch nicht. Es könnte sich im Fall von „Die Gabe“ also durchaus lohnen, einen langen Atem zu haben!

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

Filmverleihamazon

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (13. Woche 2023).