The Last Of Us

Serienstart:
16.01.2023
Staffel:
1
Folgen:
9
Länge der Folgen:
43-81 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Regie:
Neil Druckmann, Craig Mazin u. a.
Darsteller:
Pedro Pascal (Joel Miller), Bella Ramsey (Ellie Williams), Anna Torv (Tess), Gabriel Luna (Tommy Miller), Nick Offerman (Bill) u. a.
Genre:
Drama , Horror , Action
Land:
USA, 2023

Videospielverfilmungen haben keinen guten Ruf. Denn entfällt das interaktive Element – Games packen uns vor allem deshalb, weil wir selbst eingreifen –, fehlt es fast immer an cleveren Ideen. Aber es gibt sie: die Hoffnungsträger! Wie die Adaption des erzählerisch und moralisch komplexen Playstation-Spiels „The Last of Us“ aus dem Jahr 2013. Und was sollen wir sagen? Die neunteilige Survival-Action-Dramaserie scheint wirklich den Erwartungen gerecht zu werden. Auch wenn einige Bausteine wohlbekannt sind, zeichnet sich nach Sichtung der ersten drei Folgen eine emotional fesselnde Reise durch ein postapokalyptisches Setting ab.


Wovon die Serie „The Last of Us“ handelt:


Zwanzig Jahre nach dem weltweiten Ausbruch einer aggressiven Pilzseuche, die Infizierte in zombieartige Killer verwandelt, schlägt sich der von einem Trauma verfolgte Joel Miller als Schmuggler in Boston durch eine der vom Militär kontrollierten Quarantänezonen. Überlebende werden in den Sperrbezirken brutal unterdrückt und kämpfen jeden Tag darum, sich irgendwie über Wasser zu halten. Für die Widerstandstruppe der Fireflies sollen der wortkarge Joel und seine Mitstreiterin Tess die 14-jährige Ellie Williams aus dem abgeriegelten Bereich schaffen und sie in ein Versteck der Rebell*innen bringen. Der Grund für die gefährliche Mission: Die Teenagerin wurde von einem Erkrankten gebissen, ist aber nicht zu einer Bestie mutiert. Was wiederum bedeutet, dass sie der Schlüssel zu einem Impfstoff sein könnte.


Was die Serie „The Last of Us“ besser macht als andere:


Sich seltsam fortbewegende Zombies, die Suche nach einem Heilmittel, eine junge Hoffnungsträgerin, eine kleine Reisegruppe, die anfangs nicht mehr ist als eine Zweckgemeinschaft, und Bilder einer zerstörten, von der Natur langsam zurückeroberten Zivilisation – „The Last of Us“ bedient sich klassischer Zutaten des seit einigen Jahren so beliebten Endzeitgenres und entführt uns in eine Welt, die uns optisch mittlerweile sehr vertraut ist. Die Serie sieht zweifellos beeindruckend aus. Völlig frisch kann sie aufgrund der Flut an Untergangserzählungen aber gar nicht wirken. Und doch ist es schön, wie hier Computereffekte und echte, atmosphärisch aufgeladene Schauplätze kombiniert werden.

Was die Gameadaption zudem von vielen anderen Zombieerzählungen unterscheidet: Den Schöpfern Neil Druckmann, auch federführend an der Entwicklung der Vorlage beteiligt, und Craig Mazin, kreativer Kopf hinter der preisgekrönten Miniserie „Chernobyl“, liegt wirklich etwas an den Figuren und ihren Beziehungen. Der nach einem schmerzhaften Verlust verschlossene, ruppige Joel kann mit der kecken Ellie zunächst wenig anfangen, traut ihr nicht über den Weg. Eine langsame Annäherung und ein gegenseitiges Verständnis deuten sich allerdings schon an. „The Last of Us“ hat blutige, spannungsgeladene Passagen und Actionszenen zu bieten, hält aber immer wieder inne, um den Charakteren und ihren Gefühlen Raum zu geben. Wie man die Zuschauer*innen umgehend gefangen nimmt, zeigt der nach einem kurzen Prolog kommende eigentliche Einstieg. Im Jahr 2003 bricht nicht nur das Pilzvirus über die Menschheit herein, im allgemeinen Chaos erlebt Miller auch noch eine persönliche Tragödie. Einen Schicksalsschlag, der wirklich an die Nieren geht, weil uns Joel und sein Umfeld mit Gespür für Zwischentöne vorgestellt wurden. Eine erzählerische und schauspielerische Glanzleistung wartet in der dritten Folge, die sich die meiste Zeit vom Hauptstrang entfernt. Eine ausführliche, in der Zeit mehrfach springende Rückblende dreht sich um den Prepper und Waffennarren Bill, der sich der Evakuierung entzieht und in seinem Haus verschanzt. Schnell stempelt man ihn zu einem gefährlichen Irren ab. Dann kommt es jedoch zu einer krassen Wendung, die beweist, dass auch völlig abgedriftete Menschen inmitten der postapokalyptischen Einsamkeit nach Zuneigung, Wärme und Sinn suchen. Eine solch zärtliche, tiefsinnige, berührende Sequenz hätte man in einer Endzeitserie mit mörderischen Zombies eher nicht erwartet. Allein dieser kleine Abstecher macht Lust, die restlichen sechs Episoden in einem Rutsch zu verschlingen.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (2. Woche 2023).