The Imperfects

Serienstart:
08.09.2022
Staffel:
1
Folgen:
10
Länge der Folgen:
39 bis 45 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Mathias Herndl, Nimisha Mukerji, Jovanka Vuckovic
Darsteller:
Morgan Taylor Campbell (Tilda), Rhianna Jagpal (Abbi), Iñaki Godoy (Juan), Rhys Nicholson (Dr. Alex Sarkov), Italia Ricci (Dr. Sidney Burke), Celina Martin (Hannah), Kyra Zagorsky (Isabel Finch) u. a.
Genre:
Science-Fiction , Fantasy , Drama
Land:
Kanada, USA, 2022

Plötzlich übermenschliche Kräfte besitzen? Ziemlich cool – oder etwas nicht? Die drei Hauptakteur*innen aus der kanadischen „Coming-of-Rage“-Serie „The Imperfects“ sehen das ein klein wenig anders. Denn als sie viele Jahre nach der Teilnahme an einer Studie die ihnen zugewiesenen Medikamente nicht mehr bekommen, wird ihr komplettes Leben auf links gedreht, und das nicht gerade auf gute Weise! Also sind sie vor allem eines: ganz schön sauer auf den Wissenschaftler, der ihnen das angetan hat.


Was dich in „The Imperfects“ wartet:


Was so alles passieren kann, wenn du nach Jahren ungewollt deine Medikamente absetzen musst: So stößt die angehende Oxford-Studentin Abbi auf einmal starke Pheromone aus, die die Menschen in ihrer Nähe verrückt nach ihr werden lässt. Der junge Comic-Zeichner Juan hat Blackouts und findet schließlich heraus, dass er sich gelegentlich in einen „Chupacabra“ – eine werwolfartige Kreatur – verwandelt und Tiere in der Umgebung zerfleischt (vorerst nur Tiere). Und die Punkrock-Sängerin Tilda entwickelt ein hypersensibles Gehör, während ihre Gesangsstimme so stark wird, dass sie Glas zerspringen lässt – was ihre Arbeit in der Band vor eine harte Zerreißprobe stellt. Deshalb treffen die drei alsbald im Wartezimmer ebenjenen Genetik-Wissenschaftlers aufeinander, der sie damals vermeintlich von lebensbedrohlichen Krankheiten geheilt und ihnen im gleichen Zuge wohl ein kleines „Upgrade“ verpasst hat. Nur statt ihnen nun tatsächlich helfen zu wollen, scheint der liebe Dr. Sarkov vielmehr neugierig und sammelt fleißig Daten, um dann wieder von der Bildfläche zu verschwinden.

Ein klein wenig Hoffnung finden sie immerhin in seiner ehemaligen Forschungskollegin Dr. Sidney Burke, die sich gemeinsam mit ihnen auf die Suche nach einer Lösung macht und dabei helfen will, Sarkov aufzuspüren. Nur kommt der Gruppe dabei allerhand dazwischen, sodass sie sich noch mit einem wütenden Unsterblichen, skrupellosen Biohackern und einer mysteriösen Regierungsorganisation namens Flux herumschlagen müssen. Ach ja, und dann gibt es ja noch Freund*innen und Familie, die das alles nicht gerade einfacher machen.


Achtung: Startschwierigkeiten!


Der Einstieg ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig: Okay, Abbi, Tilda und Juan sind schon mal ganz cool – aber wie zur Hölle haben ihre Eltern sie damals dieser Babyface-Variante des klischeehaften, gefährlich-exzentrischen Wissenschaftlers anvertrauen können? Wo bitte kommt plötzlich all das Blut her und was bitte passiert hier, dass jetzt auch noch Köpfe rollen? Und vor allem: Warum tauchen ständig neue Leute auf, wo wir selbst noch nicht mal einen halben Fuß ins Geschehen setzen konnten? Hab ich aus Versehen eine Folge übersprungen oder mit der zweiten Staffel angefangen?

„The Imperfects“ ist ziemlich wild und chaotisch – auch in der Mischung, die irgendwo zwischen trashigem Horror, dystopisch-düsterer Science Fiction, Dark Fantasy und Comic-Verfilmung liegt. Tatsächlich grenzt es an ein Wunder, dass es sich hierbei nicht um eine Manga-Adaption handelt – denn sowohl Stil und Charaktere als auch die gesamte Storyline würden perfekt dazu passen. Außerdem haben unsere drei Anti-Held*innen direkt passende Bezeichnungen für sich, die nicht gerade so klingen, als würden sie dem in Seattle gängigen Alltagswortschatz entsprechen: Tilda ist eine Banshee, Abbi ein Succubus und Juan ein Chupacabra. Dieser ebenfalls wilde Mix aus unterschiedlichen Mythologien ohne wirkliche Erklärung wirkt eher wie aus einer Neil-Gaiman-Geschichte entsprungen bzw. als würde uns hier einfach das Insider-Wissen aus der Vorlage fehlen. Das sorgt dafür, dass wir uns beim Zuschauen irgendwie unzulänglich fühlen und erstmal nicht so richtig reinkommen.


Wieso sich die Serie trotzdem lohnt:


Sind die Anfangshürden überwunden, scheint die Serie einen Teil von Abbis Pheromon-Wirkung zu nutzen und packt uns schließlich doch mit ihrem charmant-verrückten Drive, während sie genüsslich eine verquere Schleife nach der nächsten dreht. Da macht es dann auch nichts, dass manche Reaktionen und Stimmungswechsel nicht so richtig passen wollen und dass die Story die Eigenschaft „plausibel“ immer mal wieder mit einer pikierten Handbewegung beiseite fegt. Überraschungen sind hier jedenfalls Dauergäste, sodass es sicher nicht langweilig wird.

Was die Serie letztendlich sehr sympathisch macht, ist die vor allem (aber nicht nur) von Tilda getragene Lasst-mich-bitte-verdammt-noch-mal-unperfekt-sein-Haltung, wie sie auch Serien wie „The End of the F***ing World“, „I Am Not Okay With This“ und „The Umbrella Academy“ ausmacht. Immer alles richtig? Das machen unsere Nicht-Held*innen ganz sicher nicht. Dafür halten sie zusammen und es gilt: „Kein Monster wird zurückgelassen“. Wenn du etwas Mut zum Experiment hast, findest du in „The Imperfects“ also auf jeden Fall eine abwechslungsreiche Serie – die übrigens in den letzten paar Minuten erst so richtig zeigt, was da noch an Potenzial in der Story steckt. Wir sind gespannt auf Staffel 2.

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (36. Woche 2022).