Tanz der Teufel

Wie erschafft man eine Legende? Man hält einen Film strikt unter Verschluss und wartet darauf, bis diesem der Ruf vorauseilt, der härteste Horrorfilm aller Zeiten zu sein. Und wie zerstört man eine Legende? Indem man ebendiesen Film dann eines Tages neu prüft, ihm eine Altersfreigabe ab 16 Jahren erteilt und ihn ungekürzt veröffentlicht. Von der spektakulären Beschlagnahmung bis zur Kaufhaus-Massenware hat es nun Sam Raimis „Tanz der Teufel“ gebracht, dem seit seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1981 ein geradezu sagenumwobener Ruf vorauseilte. Und? Ist er wirklich so schlimm?

Alles beginnt, wie so oft in diesem Genre, mit einem harmlosen Ausflug. Fünf junge Leute machen sich auf den Weg zu einem abgelegenen Haus mitten im Wald, in dem sie im Keller ein altes Buch und das Tonbandgerät eines Forschers finden. Neugierig hören sie sich die alten Aufnahmen an, und wissen nicht so recht, was sie von allem dem Gerede über Dämonen, die beschworen und schließlich von Menschen Besitz ergreifen, halten sollen. Doch als der Forscher beginnt, Beschwörungsformeln zu rezitieren, ist es schon zu spät. Rund um das Haus herum macht sich bereits der Dämon bemerkbar und beginnt, sich sein erstes menschliches Opfer auszusuchen.

Ziemlich blutig ist das, was danach passiert. Denn dem Dämon kann nur Einhalt geboten werden, so hat es der Forscher erklärt, wenn man ihre Körper zerstückelt. „Tanz der Teufel“ spielt auf der Klaviatur des Horrorfilms zwischen unheimlichen Szenen und Gore-Effekten, will manchmal gruseln und manchmal ekeln. Doch nicht nur, weil die (in Handarbeit hergestellten) Splattereffekte von damals heute eher trashig wirken, ist Raimis Film ganz sicher weder der härteste noch der brutalste Horrorfilm, den es jemals gab. Und nein, ein Meisterwerk ist er auch nicht. Aber in seiner Ruppigkeit ist „Tanz der Teufel“ ein unheimlicher, fieser, dreckiger kleiner Horrorfilm. Einer, der nicht auf ein Massenpublikum zugeschnitten ist und der keine perfekten glatten Spezialeffekte hat. So hat man Horrorfilme in den Achtzigern gedreht! Wenn man ihn deshalb mit aktuellen teuren Prestige-Produktionen aus Hollywood vergleicht, dann hat Raimis Film immer noch diese rebellische Freiheit, die ihn so bemerkenswert macht und seinen Ruf erklärt. Wie dieselbe Geschichte in einer zeitgemäßen Inszenierung aussehen könnte, hat Fede Alvarez 2013 übrigens mit seinem gelungenen Remake „The Evil Dead“ gezeigt. Der ist richtig blutig und fies und frei ab 18 Jahren. Zumindest so lange, bis sich unsere Sehgewohnheiten wieder verändert haben.

Stefan Stiletto