Tage am Meer (OmU)

Länge:
93 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 8 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Regie:
Nadia Benedicto
Darsteller:
Leticia Mazur (Sofia), Sofía Del Tuffo (Irina), Lucía Frittayón (Patchi), Patricio Aramburu (Luis), Lucía Aráoz de Cea (Marina)
Genre:
Drama
Land:
Argentinien , 2016

Sofia erfährt am Telefon, dass ihr Mann sich trennen wird. Endgültig. Kurzentschlossen fährt sie mit den beiden Töchtern in das Strandhaus, in dem die Familie oft Urlaub machte. Die jugendliche Irina hat Antennen für die Not der Mutter, die aber noch nicht darüber reden kann oder will. Die erst 8jährige Patchi lebt in ihrem eigenen Kosmos, in ihrer wild wuchernden Phantasie. Sie ist exzentrisch, fürchtet sich vor Aliens und geht der großen Schwester ganz schön auf die Nerven. Es ist September, noch kühl an der argentinischen Küste. Die Schwestern verbringen die Tage am Meer, während sich Sofia im Haus verschanzt und in ein tiefes Loch fällt. Aus Trauer wird Wut, in Fetzen reißt sie die Tapete von der Wand. Bis der Fernsehmechaniker kommt und ein kleiner harmloser Flirt sie ins Leben zurück katapultiert. Währenddessen treiben die Mädchen durch die Tage. Irina soll auf Patchi aufpassen, am Strand unter dem grauen Frühlingshimmel vor den hohen Wellen gefällt es beiden. Irina beobachtet ein gleichaltriges Mädchen beim Angeln am Pier. Schließlich treffen sie sich. Sie reden, trinken Bier, rauchen und plötzlich ist ein Kuss das einfachste von der Welt. So erlebt Irina eine erste zaghafte Liebe. Und Sofia entdeckt mit Luis, dem Mechaniker von nebenan, ihre Sinnlichkeit wieder. Patchi derweil malt Kreise in den Sand und schafft sich eine Welt, in die sie gehört. So lebt jede in ihrem eigenen Universum, und fast verlieren sie sich dabei, wäre an einem Tag nicht die kleine Patchi plötzlich spurlos verschwunden.


Der Familiendrama ist das Langfilmdebüt der argentinischen Regisseurin und Drehbuchautorin Nadia Benedicto. Sie wählt eine einfache, geradlinige Erzählweise, die immer wieder durch kurze assoziative Passagen durchbrochen wird. An einigen Stellen blitzt die argentinische Erzähltradition auf, die im Alltäglichen das Magische findet. So sammeln am Strand jugendliche Zwillinge in Overalls Müll ein, die phantasiebegabte Patchi lässt sie wie Aliens sprechen, bis sich die beiden als wahre Magier entpuppen. Diese kurzen surrealen Momente sind nur dünn gesäht, sie zielen nicht auf den grellen Effekt, sondern erzeugen einen Sog in die Geschichte, vor allem aber in die Innenleben der drei Protagonistinnen. Jede lebt in ihrer eigenen Gedanken- und Gefühlswelt. Die jugendliche Irina tagträumt, sucht und findet ihr erstes Liebesabenteuer. Für Patchi ist alles ein Abenteuer und Sofia kämpft sich ins Leben zurück. Alles wirkt dabei natürlich, die Gesichter, das Spiel der Darstellerinnen, der Lauf der Ereignisse. Mit einfachen Bildern versteht es die Regisseurin die Vereinzelung der drei Familienmitglieder zu visualisieren, etwa als die kleine Patchi drei unterschiedlich große Kreise in den Sand malt, drei Welten, die sich aber an den Rändern überschneiden. Am Ende finden Mutter und Töchter in einem starken, euphorischen Moment zusammen. Tage am Meer ist eine kleine, gut beobachtete Familiengeschichte, die, obwohl sie nicht viel erzählt, im Gedächtnis bleibt.

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Spanisch

Untertitel: Deutsch

Anbieter

Kauf-DVDabsolut Medien

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (19. Woche 2019).