Sweet Country

Länge:
109 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
27.09.2018
Regie:
Warwick Thornton
Darsteller:
Hamilton Morris (Sam Kelly), Sam Neill (Fred Smith), Bryan Brown (Sergeant Fletcher), Ewen Leslie (Harry March) u. a.
Genre:
Western , Drama
Land:
Australien, 2017

Im Jahr 1929 ist der raue Norden Australiens noch gesetzloses Land. Die Aborigines werden von weißen Siedlern wie Sklaven gehalten und ausgebeutet, ihres Landes, ihrer Wurzeln und Traditionen beraubt. So auch Sam Kelly und seine Frau Lizzie, die aber Glück hatten. Sie leben bei dem friedliebenden Prediger Fred Smith, der seine schwarzen Arbeiter wie seinesgleichen behandelt. Ganz anders auf der Nachbarfarm, wo die Schwarzen als minderwertige Menschen gelten, und auch der junge Philomac nur Schläge kennt. Als eines Tages der neue, jähzornige Nachbar Harry March auftaucht, nimmt das Unheil seinen Lauf. Er spricht von den Schwarzen nur als „Bestand“ und leiht sich kurzerhand Freds indigene Zuarbeiter aus. March hat nicht nur eine ausgeprägten Rassismus verinnerlicht, er ist auch schwerst vom Krieg in Europa traumatisiert und Alkoholiker. So behandelt er Sam schlecht, vergewaltigt sogar Lizzie und jagt die beiden davon. Durch unglückliche Verstrickungen taucht March wieder auf der Farm des Predigers auf, und schießt wie wild geworden auf die Hütte. So muss Sam in Notwehr den Amok laufenden Weißen erschießen. Damit hat er sein sicheres Todesurteil gefällt und muss mit seiner Frau ins Outback fliehen. Sergeant Fletcher macht es sich zur Aufgabe, den Mann zu fangen und an den Galgen zu bringen. Doch er hat keine Chance gegen die Fertigkeiten des Aborigines in der rauhen Wildnis. Ureinwohner stellen sich in den Weg, die das Töten von Menschen bereits von den Weißen als einzigen Ausweg gelernt haben. Aber da Lizzie durch die Vergewaltigung schwanger ist, sieht sich Sam schließlich gezwungen aufzugeben. Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung mit überraschender Wendung, aber der Mob heizt die Stimmung gegen Sam weiter an.

Wie schon in seinem ersten Film greift Regisseur Warwick Thornton die Unterdrückungsgeschichte seiner Aboriginevorfahren auf, die bislang filmisch kaum eine Stimme erhalten haben. Hier greift er auf das Westerngenre zurück und erzählt sehr geradlinig und reduziert, dann aber immer wieder mit kurzen Sprüngen in die Vergangenheit und Zukunft, wodurch die Schlaglichter auf das Schicksal der Figuren geworfen werden. Diese Art des nichtlinearen Zeitverständnisses rührt aus der Tradition der „Traumzeit“ der Aborigines und ihrer indigenen Erzählkultur. Grenzen von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft sind aufgelöst. Bemerkenswert ist auch die Gestaltung. Der Film verzichtet ganz auf Musik, dafür treten die Geräusche der in der Hitze flirrenden Natur stark in den Vordergrund. Bilder der roterdigen Wildnis des australischen Nordens werden schließlich vom absurden weißen Niemandsland einer Salzwüste abgelöst, wo es zum existenziellen Showdown der anderen Art kommt. Mit einfachen Mitteln zeigt die Inszenierung kleine Gesten der Menschlichkeit, zu der Sam trotz seiner verzweifelten Situation in der Lage ist. Aber es gibt auch durch die weißen Siedler korrumpierte Ureinwohner, der Film verweigert jeglich einfache Zurodnung und verschließt sich einer groben Schwarz-Weiß-Malerei. Die sogenannte Zivilisation setzt sich nicht nur durch das Faustrecht und grobe Gewalt durch. Die Entwurzelung zieht fast die größeren Verheerungen nach sich. Das alles spiegelt sich in dem Spiel und den Gesichtern der tollen Darsteller. Eindringlich schildert dieser ungewöhnliche Western, wie groß die Gefahr von Fremdenhass ist. Ein heute mehr denn je drängendes, relevantes Thema.


 

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch

Untertitel: Deutsch

Anbieter

Kauf-DVDabsolut Medien

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (30. Woche 2019).