Styx

Länge:
91 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
13.09.2018
Regie:
Wolfgang Fischer
Darsteller:
Susanne Wolff (Rike), Gedion Oduor Wekesa (Kingsley) u. a.
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, Österreich , 2018

Ächzend schlingert ein Segelboot durch die aufgepeitschten Wellen, bis sich der Sturm wie durch ein Wunder plötzlich legt und die Hauptfigur in Peter Weirs „Truman Show“ buchstäblich an die Grenzen einer eng abgesteckten Welt stößt. Alles war nur für den Protagonisten inszeniert und eine Show. Auf ganz andere Weise stößt die Alleinseglerin Rike in dem schon mehrfach preisgekrönten Film „Styx“ an ihre Grenzen auf ihrer Fahrt in ein seinerzeit ebenfalls inszeniertes Paradies. Es war Charles Darwin im Jahr 1836, der die Insel Ascension Island im Südatlantik entdeckte und auf der kargen Insel ein einzigartiges Experiment startete. Er ließ dort aus London importierte Pflanzen und Bäume anpflanzen, die sich binnen weniger Jahrzehnte zu einem funktionierenden Ökosystem entwickelten. Eine biologische Migration also mit vollständigem Integrationserfolg! Auf diese Insel möchte die Notärztin, die ihren Beruf aus Passion und ethischer Verantwortung gewählt hat, in ihrem Urlaub segeln, ganz allein auf ihrem mit allen technischen Raffinessen ausgestatteten Boot. Sie meistert das im Film mit Bravour, wobei die Dreharbeiten nicht etwa im Wasserbecken eines Filmstudios stattfanden, sondern auf dem elf Meter langen Boot, wirklich auf hoher See und mitten im stürmischen Herbst. Eine bewundernswerte Herausforderung nicht nur für die Hauptdarstellerin Susanne Wolff, sondern für das ganze Team.

Als Rike dann am Morgen nach einem schweren Sturm nach dem Rechten sieht, entdeckt sie in Sichtweite ein havariertes Boot, das mit Flüchtlingen hoffnungslos überfüllt ist. Die sofort alarmierte Küstenwache rät ihr, nicht persönlich einzugreifen, Hilfe werde von außen kommen. Rike wartet vergeblich, Stunde um Stunde. Sie rettet schließlich einen schwarzen Jungen namens Kingsley, der es schwimmend mit letzter Kraft zu ihrem Boot geschafft hat. Der ist seiner Lebensretterin nicht nur dankbar. Er möchte, dass sie auch seiner Familie und den anderen auf dem Flüchtlingsboot hilft. Alleine kann sie das nicht leisten. Rike gerät selbst in Not und in ein moralisches Dilemma, aus dem es offenbar kein Entrinnen gibt.

Styx, so wurde in der griechischen Mythologie das Wasser des Grauens genannt. Denn für Rike, die sich in ihren festen Arbeitsstrukturen immer auf das Funktionieren der Sozialsysteme verlassen konnte und allein auch auf hoher See gut zurechtkommt, wird das Horrorszenario eines jeden Atlantikseglers zur Realität indem sich ihr Traum zum Albtraum verwandelt. Grandios gespielt, optisch herausragend und als klassisches, linear erzähltes Kammerspiel auf hoher See spannend bis zur letzten Minute, gelingt es dem Film, dem bekannten Thema Bootsflüchtlinge noch neue und in der politischen Entwicklung leider gerade besonders aktuelle Perspektiven zu verleihen. Einer der besten deutschen Filme des Kinojahres.

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deusch, Englisch

Untertitel: Deutsch, Englisch, Dt. f. Hörg.

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (11. Woche 2019).