Stop-Zemlia

Länge:
122 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
09.02.2023
Regie:
Kateryna Gornostai
Darsteller:
Maria Fedorchenko, Yana Isaienko, Arsenii Markov, Oleksandr Ivanov, u. a.
Genre:
Drama , Jugend
Land:
Ukraine, 2021

Darum geht es in „Stop-Zemlia“:


Die 16-jährige Masha und ihre besten Freund*innen Yana uns Senia besuchen die vorletzte Klasse eines Gymnasiums in Kiew und machen sich schon Gedanken, wie es beruflich nach dem Abschluss weitergeht. Ansonsten schlagen sie sich mit typischen Problemen herum: Konflikte mit den Eltern, Mobbing, Weltschmerz und die erste Liebe. Die introvertierte Masha ist heimlich in ihren attraktiven Klassenkameraden Sasha verliebt, wagt aber nicht, ihm das zu sagen. Und er stellt sich taub. Masha tauscht zugleich über Instagram poetische Chats mit einem Unbekannten aus, von dem sie hofft, dass er Sasha ist. Überhaupt: Soziale Medien sind allgegenwärtig. Selbst wenn Yana und Senia bei Masha übernachten und nebeneinander im Bett liegen, schaut jede*r auf das eigene Handy. Dabei entwickelt der bisexuelle Senia immer stärkere Gefühle für Masha, will aber die tiefe Vertrautheit mit ihr und auch Yana nicht zerstören.


Lohnt sich der Film für dich?


Für ihr Spielfilmdebüt hat Regisseurin Kateryna Gornostai Laiendarsteller*innen ausgesucht, denen sie nur einige spärliche Drehbuchseiten gab – aber dafür umso mehr Freiraum zum Improvisieren. Das ist ein Grund dafür, dass „Stop-Zemlia“ so authentisch aussieht, die Dialoge und Aktionen wie aus dem Leben gegriffen wirken. Außerdem bleibt die agile Handkamera den Schüler*innen stets nah auf den Fersen, sodass der Film manchmal an eine Reportage erinnert. „Stop-Zemlia“ weist nur eine rudimentäre Handlung auf. Zwischen Frühstück, Schulstunden, Abhängen, Flirts, Partys und dem titelgebenden Blinde-Kuh-Spiel passiert nichts Spektakuläres. Heftige Konflikte und dramatische Zuspitzungen fehlen ebenso wie starke Gegenspieler*innen. Auch die jahrelangen Kämpfe in der Ostukraine, also noch vor dem Einmarsch Russlands 2022, kommen nur am Rand vor. Unterbrochen werden die beiläufig wirkenden Sequenzen von halbdokumentarischen Interviews, zu denen Gornostai ihre Protagonist*innen mehrmals vor die Kamera holt. Darin beantworten sie Fragen wie „Was wirst Du als erstes nach der Schule tun?“ oder „Wie fühlt sich Dein Körper an, wenn Du verliebt bist?“. Ungewiss bleibt, ob die Befragten dabei als Figuren antworten oder als Privatpersonen.

So einfühlsam die Regisseurin Gefühlsaufwallungen, Verunsicherung und Sinnsuche der Drei auch erfasst, einige Längen etwa bei Nebenhandlungen um Randfiguren lassen sich kaum übersehen. Zudem versäumt sie es, angedeutete Motive wie etwa Yanas Depression oder Sashas frühere Therapie zu vertiefen und so den Charakteren mehr Tiefgang zu geben. Insgesamt gelingt Gornostai aber eine beachtliche Leistung, für die sie auf der Berlinale 2021 den Gläsernen Bären der Jugendjury gewann.

Reinhard Kleber

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