Stauffenberg

60 Jahre nach dem fehlgeschlagenen Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 gibt es nicht nur neue, öffentlich ausgetragene Diskussionen über die damaligen Widerstandskämpfer und ihre mögliche Vorbildfunktion für die heutige Jugend. Nach bereits mehreren Verfilmungen der dramatischen Ereignisse folgt auch ein neues TV-Dokumentarspiel von dem deutschen Regisseur Jo Baier. Neben schlaglichtartigen Sequenzen eines Opernbesuchs in Anwesenheit Hitlers 1933, der desolaten Frontsituation im Osten 1942 und des Afrikafeldzugs 1943, in dem Stauffenberg Kriegsverletzungen davon trägt, konzentriert sich Baiers filmische Rekonstruktion der historischen Ereignisse auf wenige Tage unmittelbar vor und nach dem Anschlag. Im Mittelpunkt des spannend und unpathetisch inszenierten Films steht das Attentat Claus Graf Schenk von Stauffenbergs auf Hitler in der Wolfsschanze, dem damaligen Führerhauptquartier, sowie das anschließende, ebenfalls fehlgeschlagene Unternehmen "Walküre", mit einer kleinen Schar von Offizieren die Macht im Staat zu übernehmen. Die Widerstandskämpfer wurden daraufhin standrechtlich erschossen.

Bis auf wenige kurze Dialogszenen gibt der Film keine Auskunft darüber, warum die Vorbereitungen auf das Attentat so lange gedauert haben, warum viele der beteiligten Offiziere so lange mit sich gerungen haben, den geleisteten Eid zu brechen und die Beseitigung Hitlers überhaupt als letzten Ausweg sahen. Das ist problematisch. Gerade bei den nachwachsenden Generationen kann man ein entsprechendes Hintergrundwissen nicht voraussetzen. Auch das Begleitmaterial auf der DVD beschränkt sich lediglich auf ein „Making of“. Den historischen Personen in ihrer Ambivalenz, so gut sie hier verkörpert sind, wird die Inszenierung nur bedingt gerecht. So bleibt der Film eine durchaus wichtige Anregung, sich ausführlicher mit dem Thema zu beschäftigen.

DVD-Bildformat: 1:1,78; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
DVD-Extras: Making of

Holger Twele