Staudamm

Länge:
84 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Thomas Sieben
Darsteller:
Friedrich Mücke, Liv Lisa Fries, Dominic Raake, Lucy Wirth, Arnd Schimkat u. a.
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2012

Roman hat gerade mit seiner Freundin Schluss gemacht und auch sonst die Orientierung in seinem Leben verloren. Für einen Anwalt liest Roman Untersuchungsakten ein. Auf diese Weise gelangt er zu den Akten eines Gymnasialschülers, der in einem idyllischen Dorf im Allgäu ein Jahr zuvor einige Mitschüler und Lehrer erschossen und sich an einem Staudamm dann selbst das Leben genommen hat. Da noch wichtige Akten fehlen, soll Roman selbst in den Ort fahren und sie holen. Es kommt zu Verzögerungen, in deren Verlauf Roman der Schülerin Laura begegnet. Sie kannte den Täter sehr gut und verhält sich Roman gegenüber als einzige im Dorf nicht feindselig. Es stellt sich heraus, dass sie unmittelbare Zeugin des Amoklaufs und mit dem Täter sogar befreundet war. Was Roman schließlich von ihr erfährt und ansatzweise mit ihr nacherlebt, steht allerdings nirgendwo in den Akten.


Ähnlich wie schon Aelrun Goette in „Ein Jahr nach morgen“ stellt Regisseur Thomas Sieben unbequeme Fragen zu einem tragischen Amoklauf, indem er nicht die Tat oder den Täter in den Fokus nimmt, sondern diejenigen, die den Täter gekannt haben und seine Tat nicht verhindern konnten. Der auf dem Ophüls-Festival 2013 im Wettbewerb vertretene Film von Thomas Sieben verweigert sich einfachen Antworten. Stattdessen zitiert er aus dem Tagebuch des Amokläufers, das dieser mit dem vielsagenden Titel „Rebell with a cause“ frei nach dem Filmklassiker von Nikolas Ray aus dem Jahr 1955 versehen hatte, und nimmt das Publikum mit auf eine Reise, die völlig distanziert und geradezu langweilig beginnt und dann emotional bewegt und verstört, ohne hoffnungslos zu enden. Landschaft und Wetter, Regen und Schnee, aber auch das Spiel mit Licht und Schatten, der Tag und vor allem die nicht enden wollenden Winternächte visualisieren Romans Erkenntnisprozess, der stark zur eigenen Selbstfindung beiträgt. Bilder unberührter Natur und einer Dorfidylle, in der die Zeit stehen geblieben scheint, kehren die Monstrosität des Amoklaufes hervor. Sie wirken zugleich wie der Versuch eines Verstehens weit jenseits eines klassischen Schubladendenkens wie etwa beim Amoklauf von Robert Steinhäuser 2003 in Erfurt, dem sich der Regisseur mit seinem Film ausdrücklich widersetzt. 


DVD-Bildformat:1:1,85; 16:9
Ton:Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
Untertitel: Englisch

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

Kauf-DVDgood!movies

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (28. Woche 2014).