Spring 1941

30 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt die berühmte polnische Cellistin Clara Planck für ein Konzert erstmals in ihre Heimatstadt zurück. Lange verdrängte Erinnerungen an die Vergangenheit brechen auf: Als die Nazis damals in Warschau einmarschierten und sofort mit der Jagd auf alle Juden begannen, flüchtet sie zusammen mit ihrem Mann, dem jüdischen Arzt Artur, und ihren beiden Töchtern aufs Land. Noch auf der Flucht wird die jüngere Tochter erschossen. Die Familie findet Unterschlupf bei der Bäuerin Emilia, deren Mann im Krieg als verschollen gilt. Schon vorher hatte sich Emilia heimlich in den Arzt verliebt. In der Notsituation, die der jüdischen Familie das Leben rettet, erkennt sie zugleich ihre Chance auf eine Liebesbeziehung mit Artur. Obwohl dieser seine Frau liebt, gibt er ihrem Werben nach und das bleibt nicht ohne Konsequenzen.

Die erste Gemeinschaftsproduktion zwischen Polen und Israel über den Holocaust beruht auf den biografischen Erinnerungen der polnischen Holocaust-Überlebenden Ida Fink. Im polnischen Lublin und mit internationaler Starbesetzung gedreht, unterscheidet sich dieses Kammerspiel von fast allen anderen Holocaust-Filmen über Deportationen und den Kampf ums blanke Überleben durch den Fokus auf die sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen dem jüdischen Arzt und der polnischen Bäuerin. Die tägliche Bedrohung durch die Besatzungsmacht, aber auch durch misstrauische Nachbarn, wird fast beiläufig erzählt, was die meist nur angedeuteten Gräueltaten nicht minder grausam erscheinen lässt. Stattdessen konzentriert sich die in zwei miteinander verwobenen Zeitebenen erzählte Geschichte auf die beiden Fragen, ob der Arzt nur seine Familie retten wollte, oder sich tatsächlich in die Bäuerin verliebt hatte – und wie man als Überlebender mit diesen traumatischen Erinnerungen umgehen kann. Entstanden ist ein Film, der vielleicht nicht zu den nachhaltigsten zum Thema zählt, diesem aber neue und interessante Facetten abgewinnt, von denen bislang selten die Rede war.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch

Holger Twele