Spacewalker

Am 18. März 1965 startet das russische Raumschiff „Woschod 2“ mit den Kosmonauten Pawel Beljajew (1925-1970) und Alexej Leonow (geb. 1934) in das Weltall. Es ist die Zeit des Kalten Krieges und des Wettrennens zwischen den USA und der Sowjetunion um die Eroberung des Weltraums. Beide Staaten haben sich in den Kopf gesetzt, dass aus ihrem Land der erste Mensch kommen soll, der einen Spaziergang im Weltall unternimmt. Um die USA zu überflügeln, werden die Fertigstellung von „Woschod 2“ und das geplante Projekt um zwei Jahre vorverlegt. Gegen den Willen des Chefkonstrukteurs Koroljow lässt die Sowjetmacht dann im März 1965 Alexej Leonow dieses waghalsige Manöver durchführen, obwohl die Technik nicht ausgereift ist und der einzige Test vorher misslingt. An einer 4,50 Meter langen Sicherheitsleine schwebt Leonow während der zweiten Erdumrundung im Weltall. Der sowjetische Rundfunk überträgt live. Doch dann gibt es Komplikationen beim Einstieg ins Raumschiff: 13 Minuten lang kämpft der damals 31-Jährige um sein Leben.

Dieses dramatische, historische Ereignis greift der mehrfach ausgezeichnete, russische Regisseur Dimitri Kiselew (Happy Rutsch) in seinem aufwändig produzierten Sciencefiction-Abenteuer auf, das in Russland sofort zu einer „box office bomb“, einem Kassenschlager, avancierte. Der Film, bei dem übrigens der inzwischen über 80-jährige Leonow als Berater fungierte, ist in Deutschland nun als DVD-Premiere herausgekommen und nicht nur Sci-Fi-Fans zu empfehlen. Denn abgesehen davon, dass Kiselew hier ein mitreißendes Weltraum-Abenteuer mit den entsprechenden professionellen Bildern und einer spannungsgeladenen Dramaturgie vorlegt, behandelt er auch ausgewogen und gut recherchiert eine wichtige historische Begebenheit, die schon nahezu in Vergessenheit geraten ist. Und er erzählt bewegende menschliche Geschichten – angefangen bei der Lebensgeschichte des Draufgängers Leonow, dessen Kindheitserinnerungen als kleiner Bauernjunge poetisch in die Handlung eingebaut sind. Ähnlich mitreißend werden die Konflikte dargestellt, in denen der Chefkonstrukteur Koroljow steckt. Eindrucksvoll gespielt von Wladimir Iljin, wird dieser fast zerrieben von der Verantwortung gegenüber dem Leben seiner Kosmonauten einerseits und dem politischen Druck andererseits, unter dem er im „Institut für Experimentelle Forschung“ arbeitet.

DVD Extras: Interview mit Alexej Leonow, Making of

Barbara Felsmann