Sort of (Staffel 1)

Serienstart:
05.10.2021
Staffel:
1
Folgen:
8
Länge der Folgen:
20 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Fab Filippo, Renuka Jeyapalan
Darsteller:
Bilal Baig (Sabi Mehboob), Gray Powell (Paul Bauer), Amanda Cordner (7ven), Kaya Kanashiro (Violet Kaneko-Bauer), Aden Bedard (Henry Kaneko-Bauer), Grace Lynn Kung (Bessy Kaneko), Ellora Patnaik (Raffo Mehboob), Supinder Wraich (Asqa Mehboob)
Genre:
Tragikomödie
Land:
Kanada, 2021

Sabi ist nonbinär, Person of Color und Kind muslimischer Eltern. Aber, das zeigt die kanadische Dramedy-Serie ganz wunderbar, damit keineswegs die einzige Person, die in ihrem Leben mit vielen Identitäten jongliert und nicht immer weiß, wohin mit sich. Und das ist auch keineswegs der einzige Moment, in dem „Sort of“ mit klischeehaften Erwartungen bricht. Genau deshalb gibt es über Sabi auch noch einiges mehr zu sagen: Sie*Er liebt Mode und die Großstadt, ist nicht auf den Kopf und schon gar nicht auf den Mund gefallen, zugleich verdammt nett und mitfühlend ...


Darum geht es in „Sort of“:


„Du bist so authentisch. Ich bin froh, dass du zu unseren Kindern so offen warst.“ – Sabi arbeitet als Nanny für das Elternpaar Paul und Bessy. Besser gesagt: arbeitete. Denn was Paul Sabi sagt, ist kein Kompliment, sondern Einleitung einer Kündigung. Offenbar kann der weiße Cis-Hetero-Mann mit Sabis Identität nicht umgehen. Was er natürlich niemals offen zugeben würde. Auch Sabis Lover macht Schluss. Ein perfekter Zeitpunkt für die*den 20something, zu neuen Ufern aufzubrechen. Was hält ihn*sie noch in Toronto? Sabis best friend 7ven hat einen Praktikumsplatz in Berlin ergattert und will Sabi dorthin mitnehmen – voll Hoffnung auf ein fantastisches Leben in der „queersten Stadt der Welt“. Doch dann liegt Bessy nach einem Unfall im Koma, Paul ist wie gelähmt, die Kinder sind auf sich allein gestellt und Sabi zögert: Soll sie*er wirklich gehen oder bleiben? 7ven hat kein Verständnis dafür. Auch Schwester Aqsa, mit der Sabi die Wohnung teilt und die – wie sie selbst sagt – „wenigstens einen richtigen Job“ hat, kann nicht begreifen, dass Sabi für eine Teilzeitbeschäftigung eine Chance hinwerfen will. Und dann ist da noch Sabis und Aqsas Mutter Raffo, die so einiges über Sabis Leben nicht weiß.


Warum sich die Serie lohnt:


So chaotisch und ungefestigt Sabis Leben auch ist, so stabil und verlässlich ist sie*er für die Geschwister Violet und Henry da, als der Unfall ihrer Mutter sie aus der Bahn wirft. Bilal Baig, selbst nonbinär und Kind pakistanischer Eltern, verkörpert nicht nur Sabi auf berührende Weise, sondern hat die Serie zusammen mit Fab Filippo kreiert und geschrieben. „Sort of“ erzählt von Geschlechter- und sexueller Vielfalt sowie von (multikultureller) Identität, doch vermeidet dabei, erwartete Konflikte abzubilden. Sabi in Make-up und „femininer Kleidung“? Für Mutter Raffo – die noch nicht weiß, dass Sabi kein Cis-Mann ist – weniger dramatisch als der Umstand, dass ihr Kind als Nanny arbeitet. „Wie Mary Poppins?“, fragt sie fassungslos.

Aber auch bei den anderen Personen, die wir in dieser Serie kennenlernen, ist so einiges los: Raffo ist in Kanada geblieben, während ihr Mann nach Pakistan zurückging. Sie ist nicht nur zerrissen zwischen dem Wunsch, dass Sabi lebt, wie er*sie will, und dem Bedürfnis, ihr Kind vor der Nichtakzeptanz der Familie zu schützen. Sie muss sich auch fragen, was sie mit ihrem eigenen Leben anfängt, nachdem ihre Kinder endgültig erwachsen sind. Dann ist da Paul, der, obwohl er als Therapeut arbeitet, nicht gut darin ist, die Bedürfnisse seiner Familie zu erkennen. Nach dem Unfall seiner Frau muss er feststellen, dass er Bessy vielleicht gar nicht so gut kennt, wie er dachte. Und dann sind da noch Violet und Henry, Pauls und Bessys Kinder, die nach dem Unfall ein Ventil für ihre Emotionen suchen. Während Violet immer wütender und aggressiver wird, taucht ihr kleiner Bruder am liebsten hinter dem Bildschirm und unter Kopfhörern ab. Kurz gesagt: Es ist dieses Ensemble, das „Sort of“ so großartig macht. Denn die Figuren sind nie eindimensional oder ein Klischee dessen, was sie vermeintlich repräsentieren, sondern stets vielschichtig und überraschend in ihrem Handeln.


Unser Fazit zur ersten Staffel:


Mit pointierten Dialogen, Witz und Wärme erzählt „Sort of“ in seinen gerade mal 20 Minuten langen Folgen bemerkenswert tief von Liebe, Familie und Tod, von Enttäuschungen, die das Leben einem bereitet und die man aushalten muss, und von Akzeptanz und Zusammenhalt. Schön, dass eine zweite Staffel in Planung ist, die ermöglicht, weiter in Sabis Welt einzutauchen.

Kirsten Loose

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (40. Woche 2021).