Song Of Names

Länge:
113 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
06.08.2020
Regie:
François Girard
Darsteller:
Tim Roth (Martin Simmonds), Clive Owen (Dovid Rapoport), Cathrin McCormack (Helen Simmonds), Jonah Hauer-King (Dovid als Jugendlicher), Luke Doyle (Dovid als Kind), Gerran Howell (Martin als Jugendlicher), Misha Handley (Martin als Kind)
Genre:
Drama
Land:
Kanada, Ungarn, 2019

Kurz vor dem 2. Weltkrieg bringt ein aus einfachsten Verhältnissen stammender polnischer Jude seinen kleinen Sohn Dovid nach London. Dovid spielt wie kein zweiter die Geige. Ein britischer Familienvater will das außergewöhnliche Talent fördern und nimmt den Jungen auf. Sein Sohn Martin ist voller Groll, er muss sein Zimmer mit dem Eindringling teilen und der Vater bevorzugt den neuen unerwünschten Bruder. Aber bald entwickelt sich aus der Rivalität eine tiefe Freundschaft. Dovid ist selbst von seiner Genialität überzeugt, aber viel mehr macht ihm das Schicksal seiner Familie in der alten Heimat zu schaffen. Bald muss er erfahren, dass sie nach Treblinka deportiert wurden. Jahre später, 1951, hat Dovid immer noch keine Nachricht von ihnen. Seine Ersatzfamlie hat ein groß angekündigtes Konzert organisiert. Dovid soll damit der internationale Durchbruch gelingen. Der Saal ist voll, alle wollen das Ausnahmetalent auf der Geige hören. Aber der junge Mann verschwindet an diesem Tag spurlos. Der Vater ist am Boden zerstört, Martin und seine Verlobte Helen sind außer sich. 35 Jahre später stößt Martin durch eine Zufallsbegegnung auf eine Spur. Die Suche nach dem alten Freund wird zu seiner Lebensmission.

Das historische Musikdrama springt in den Dekaden, erst nach und nach kommt die ganze Wahrheit ans Licht; so erfährt man zum Beispiel, was es mit dem Titel gebenden „Song of Names“, dem Lied der Namen, auf sich hat. Obwohl die meiste Zeit aus der Perspketive des erwachsenen Martins erzählt wird, ist Dovid das Zentrum und Herz der Geschichte. Er ist verschlossen, von seinem Genie überzeugt, zerrissen, in Angst um die Familie, und trotzdem ein ganz normaler Junge, der seinen neuen Freund liebevoll „Matl“ nennt und mit ihm Streiche ausheckt. Das unermesslich verstörende Schicksal der europäischen Juden, die zu Millionen in Vernichtungslagern ermordet wurden, kommt schließlich in einem Musikstück zum Ausdruck. Die Gradwanderung, diese Geschichte in einem Film abzubilden, gelingt an dieser Stelle. Ansonsten erzählt das Drama ruhig und unaufgeregt. Die Zeitsprünge ergeben einen interessanten Verlauf, auch das Aufeinandertreffen der beiden alten Kindheitsfreunde erhält durch die eingestreuten Rückblenden eine gewisse emotionale Wucht. Letztendlich ergeht es aber diesem historischen Drama über eine schwierige Freundschaft so wie vielen Romanverfilmungen – es ist zu lang und nimmt zu viele Umwege, um wirklich zu fesseln. Besonders gelungen sind allerdings die Episoden aus den 1940er Jahren, was vor allem an den Kinderdarstellern liegt, etwa an Luke Doyle, dem Darsteller Dovids.

Christiane Radeke

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FilmverleihKinostar