Sommerhäuser

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
93 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Sonja Maria Kröner
Darsteller:
Laura Tonke (Eva), Thomas Loibl (Bernd), Mavie Hörbiger (Gitti), Ursula Werner (Tante Ilse), Inge Maux (Tante Mathilde), Christine Schorn (Frieda), Günther Maria Halmer (Erich) u. a.
Genre:
Tragikomödie
Land:
Deutschland , 2017

Symbolkräftig fällt ein Blitz den Lieblingsbaum im Garten von Großmutter Sophie ausgerechnet am Tag ihrer Beerdigung. Die ganze Familie trifft sich dennoch wie jedes Jahr in diesem halb verwilderten, abgeschiedenen Gemeinschaftsgarten mit Plastikschwimmbecken, um die Sommertage zu genießen. Die Generation der Enkelkinder funktioniert den Garten einfach zum Abenteuerspielplatz um, auf dem sie zumindest zeitweise der Obhut der Erwachsenen entfliehen können. In der Generation der Eltern nebst angetrauter Verwandtschaft beginnen jedoch lange unterdrückte Gefühle und schwelende Konflikte um Erbschaftsstreitigkeiten. Die Hitze scheint fast unerträglich, denn dieser Sommer 1976 ist der heißeste Sommer, den die Bundesrepublik bis dato erlebt hat. Ein Wespennest sorgt für zusätzlichen Ärger und Schlagzeilen in der Presse über ein verschwundenes Mädchen und einen noch frei herumlaufenden Serienkiller machen das Chaos perfekt, dem nur ein heftiges Sommergewitter Abkühlung verschaffen kann.

Mit dem Serienkiller spielt der Film auf Joachim Krolls an, der damals als „Menschenfresser von Duisburg“ in die Geschichte eingegangen ist. Weitgehend aus der Perspektive von vier (Enkel-)Kindern erzählt, denen die Kamera immer dicht auf den Fersen bleibt, liegt der Schluss nahe, dass Sonja Maria Kröner in ihrem Spielfilmdebüt Erlebnisse aus der eigenen Kindheit aufgegriffen und verarbeitet hat. Doch 1976 war sie noch gar nicht geboren. Umso mehr erstaunt es, wie stimmig und intensiv die Regisseurin das damalige Zeitkolorit getroffen hat und mit welcher Ruhe und Abgeklärtheit sie diese Familiensaga erzählt. Konsequent vermeidet der Film jede äußere Dramatisierung, blendet frühzeitig aus oder lässt ganze Szenen einfach weg wie beispielsweise die missglückte Entfernung des Wespennests. Andere Filmemacher hätte das eher zu einem Horrorfilm inspiriert. Vieles wird nicht ausdrücklich erklärt und doch treten die unerfüllten Wünsche aller Familienmitglieder und das Beziehungsgeflecht zwischen den Figuren über die Bilder, die Geräuschkulisse der Natur, die dichte Inszenierung und die beachtlichen Darstellerleistungen deutlich zum Vorschein. Ein tragikomisches Familienporträt, das unweigerlich eigene Erinnerungen und Sommererlebnisse weckt und den nächsten Film der Regisseurin mit großer Spannung erwarten lässt.

DVD Extras: Interviews, Trailer

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Dt. f. Sehg.

Untertitel: Dt. f. Hörg.

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (13. Woche 2018).