Silvi

Als ihr Mann ihr im Auto plötzlich eröffnet, dass er die Nacht im Hotel übernachten wird, wirft das die 47jährige Silvi erstmal aus der Bahn. Seit Teenagerzeiten waren die beiden nun schon ein Paar und er war der erste und einzige Mann in ihrem Leben. Kein Wunder, dass sie eine Weile braucht, um sich in der neuen Situation zurechtzufinden. Doch Silvi ist romantisch veranlagt und glaubt auch weiterhin an die große Liebe. So wagt sie den Schritt und gibt eine Kontaktanzeige auf, um doch noch ihren Traummann zu finden. Auch wenn ihre Dates nicht ganz so verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hat - so findet sie sich einmal im Verlauf einer Liebschaft plötzlich gefesselt unter den Schlägen einer Peitsche wieder –, sie steht immer wieder auf und geht weiter ihren Weg. Und eines wird Silvi dabei zumindest schnell klar: In den vielen Jahren der Ehe ist sie als Frau eindeutig auf der Strecke geblieben. Nun hat sie es selbst in der Hand.

Die Ehe ist längst nicht mehr das, was sie ursprünglich einmal sein sollte: eine lebenslängliche Verbindung, Treue bis in den Tod. Immer häufiger kommt es zu überraschenden Trennungen nach vielen Jahre Ehe. Manche gehen innerlich daran zugrunde, andere wiederum blühen nun erst richtig auf. Und so ist das, was Regisseur Nico Sommer uns hier vor Augen führt, brandaktuell. „Silvi“ ist gewissermaßen eine Momentaufnahme unserer Zeit. Wir erhalten einen Einblick in Silvis Leben und sind bei ihrem Neuanfang ganz vorne dabei. Der Stil hat dabei schon etwas Dokumentarisches, immer wieder gibt es auch Interviewszenen, in denen Silvi ihre Gedanken preisgibt. Das ist schön, denn so hat man als Zuschauer das Gefühl, sie wirklich auf ihrem Weg zu begleiten, und kann aus ihren Erfahrungen auch etwas für sich selbst mitnehmen. Die sind übrigens alles andere als langweilig, denn bei ihren Dates hat Silvi offenbar ein Händchen für „besondere“ Männer. Es braucht etwas Ruhe, um sich auf diesen Film einzulassen, aber dann ist „Silvi“ echt toll.

DVD Extras: Interview, Trailer, Bildergalerie, Booklet

Marius Hanke