Shiny_Flakes: The Teenage Drug Lord

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
97 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Eva Müller, Michael Schmitt
Darsteller:
/
Genre:
Dokumentation
Land:
Deutschland, 2021

Seit Ende Juli 2021 ist die dritte Staffel von „How to Sell Drugs Online (Fast)“ auf Netflix verfügbar. Die Geschichte des Computernerds Moritz, der mit seinem besten Freund Lenny einen florierenden Onlinedrogenversand aufbaut, wurde von wahren Begebenheiten inspiriert. Maximilian Schmidt lautet der Name des jungen Mannes, der im Alter von 19 Jahren die Website shinyflakes.com einrichtete und über sie aus seinem Kinderzimmer heraus im großen Stil in den Rauschgifthandel einstieg. 14 Monate lang lieferte er diverse Betäubungsmittel in alle Welt und nutzte dafür die Dienste der Deutschen Post. Im Februar 2015 gelang es der Polizei, die zunächst im Dunkeln getappt hatte, Schmidt zu verhaften. Verurteilt wurde er anschließend zu einer Haftstrafe von sieben Jahren.


Was dich in „Shiny_Flakes: The Teenage Drug Lord“ erwartet:


Kurz bevor Maximilian Schmidt Mitte 2019 das Gefängnis vorzeitig verlassen durfte, begannen die Dreharbeiten zu Eva Müllers und Michael Schmitts Dokumentarfilm, der den Fall des jungen Onlinedealers aufrollt. Schmidt selbst bekommt darin eine große Bühne, um seine Vorgehensweise und seine Motive darzulegen. Nicht nur in Interviews gibt er Einblick in sein Denken und Handeln. In einem eigens angefertigten maßstabsgetreuen Nachbau der heimischen Wohnung erhält er zudem die Möglichkeit, konkret nachzustellen, wie er sein „Geschäft“ betrieb. Unübersehbar ist während der etwas mehr als anderthalbstündigen Laufzeit, dass wir es hier mit einem intelligenten Typen zu tun haben. Wie ein Spiel sei ihm das Ganze vorgekommen. Vor allem der Wunsch, eine perfektes Gesamtpaket anzubieten, und der rasant wachsende Erfolg an sich hätten ihn gereizt. Um den Profit sei es ihm gar nicht so sehr gegangen. Kann man glauben, muss man aber nicht! Von einem Teil des „erwirtschafteten“ Geldes fehlt schließlich noch immer jede Spur. Darüber redet Schmidt dann plötzlich nicht mehr so gerne. Seine Cleverness, besonders in technischen Belangen, und seine Kaltschnäuzigkeit bringen mehrere involvierte Personen zum Ausdruck, die ebenfalls für den Film interviewt wurden. Sein Strafverteidiger etwa betont fast schon bewundernd, dass der Handel von Anfang an „Bombe“ gelaufen sei. Und auch den beteiligten Ermittlern merkt man das Erstaunen und die Ehrfurcht über Schmidts Dreistigkeit selbst Jahre nach Abschluss des Verfahrens noch an.


Lohnt sich ein Blick in „Shiny_Flakes: The Teenage Drug Lord“ für mich?


Durch die Entscheidung, Maximilian Schmidt viel Raum zum Ausbreiten der eigenen Geschichte zu geben, wandeln die Macher*innen auf einem schmalen Grat. Einerseits bekommt man dadurch das Gefühl, dass dies (natürlich allen voran von ihm selbst) genutzt wird, um seine Taten abzufeiern: Muss man ihn wirklich seine eigene Festnahme nachspielen lassen? Wozu sollte das gut sein? Andererseits wird Schmidt durch seine prominente Position zugleich als waschechter Narzisst ohne ausgeprägtes Empathievermögen entlarvt. Sein Knowhow mag überdurchschnittlich sein. Und in einigen Belangen denkt er weiter als Gleichaltrige. Allerdings begegnet uns vom ersten Moment an ein junger Mann, der sich absolut nicht infrage zu stellen scheint. Immer wieder muss er lachen, ist verdammt stolz auf das, was er „geleistet“ hat. Gewissensbisse? Nicht wirklich. Vielleicht doch die Abhängigkeit von ein paar Menschen gefördert? Quatsch! Seine Kunden hätten die Drogen, wenn nicht von ihm, dann halt von anderen bezogen. Schmidt macht sich die Sache einfach. Reue? Konsequenterweise auch nicht vorhanden. Die Arbeit der Polizei zieht er ins Lächerliche. Und klar, dass er seine Festnahme auf die Patzer eines Zulieferers schiebt.

Sein Verhalten gewinnt in einer dramatischen Wendung am Ende in jedem Fall noch einmal an Brisanz. Bestätigt Petric Kleine, der frühere Präsident des LKA Sachsen, an dieser Stelle doch neue Ermittlungen gegen Schmidt. Nach seiner Freilassung könnte er abermals im Onlinedrogenhandel tätig geworden sein. Bei Fertigstellung des Films stand eine Anklage allerdings noch aus, weshalb fürs Erste natürlich die Unschuldsvermutung gilt.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (31. Woche 2021).