She-Hulk: Die Anwältin

Serienstart:
18.08.2022
Staffel:
1
Folgen:
9
Länge der Folgen:
36 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Kat Coiro, Anu Valia
Darsteller:
Tatiana Maslany (Jennifer Walters/She-Hulk), Ginger Gonzaga (Nikki Ramos), Mark Ruffalo (Bruce Banner/Hulk), Tim Roth (Emil Blonsky/Abomination), Drew Matthews (Dennis Bukowski) u. a.
Genre:
Komödie , Abenteuer , Action , Krimi
Land:
USA, 2022

Das Marvel Cinematic Universe wird immer weiblicher – und das ist gut so! Beherrschten bis vor einigen Jahren vor allem männliche Figuren mit Superkräften das Bild, bekommen seit geraumer Zeit mehr und mehr Superheldinnen Entfaltungsraum. Im Mai 2022 legte etwa Wanda Maximoff alias Scarlet Witch einen fulminanten Auftritt als Antagonistin im Blockbuster „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ hin. Und im Folgemonat betrat mit Kamala Khan in der Serie „Ms. Marvel“ eine frische jugendliche Kraft die Bühne. Die Streaming-Produktion „She-Hulk: Die Anwältin“ ist der neueste Baustein dieser Entwicklung und befasst sich eingehend mit dem Frausein in einer Welt, in der Sexismus und Ungleichbehandlung noch immer weitverbreitet sind.


Das erwartet dich in „She-Hulk: Die Anwältin“:


Der Wissenschaftler Bruce Banner, der sich seit einem fatalen Experiment unter emotionalem Stress in einen riesigen grünen Wüterich namens Hulk verwandelt, ist längst fester Bestandteil des Marvel Cinematic Universe. Eine ganz ähnliche Figur steht nun – das lässt der Titel schon erahnen – in der neuen Marvel-Serie „She-Hulk: Die Anwältin“ im Mittelpunkt. Gemeint ist Jennifer Walters, Banners Cousine, die plötzlich in den Genuss von Superkräften kommt und unverhofft Berühmtheit erlangt.

Als die aufstrebende Staatsanwältin einen Ausflug mit ihrem Verwandten Bruce macht, haben die beiden einen Unfall. Da die junge Frau in Kontakt mit seinem radioaktiv verseuchten Blut kommt, entwickelt auch sie fortan übermenschliche Eigenschaften und ist auf einmal in der Lage, zu einer grünen Zwei-Meter-Hünin anzuwachsen. In seinem Rückzugsort in Mexiko will der Cousin sie auf das neue Leben als Superheldin vorbereiten. Doch Jennifer hat darauf keine Lust. Zu Banners Erstaunen scheint sie, anders als er nach seinem verheerenden Experiment, ihre Verwandlung sofort kontrollieren zu können und wird nicht von einer zweiten Persönlichkeit geplagt. Die Juristin kehrt schließlich in ihren Alltag zurück, der jedoch schon bald kräftig durchgeschüttelt wird. Eine Bedrohungslage während einer Gerichtsverhandlung zwingt Jennifer nämlich dazu, ihre gewonnenen Fähigkeiten einzusetzen. Der Lohn für ihre Rettungstat: Mediale Aufmerksamkeit, der Name „She-Hulk“ – und die Kündigung, weil sie als Staatsanwältin mit übermenschlichen Kräften nicht mehr tragbar sei. Nach zahlreichen Enttäuschungen bei der Jobsuche bietet ihr ausgerechnet die Kanzlei eine Stelle an, die in ihrem letzten Prozess noch die Gegenseite vertreten hat. In ihrer Hulk-Gestalt soll Jennifer, quasi als Aushängeschild, eine neugegründete Abteilung für Superhelden*innen-Fälle leiten.


Inwiefern die neue Marvel-Serie Schwächen hat?


Um eines direkt vorwegzunehmen, was „She-Hulk: Die Anwältin“ von den anderen Reihentiteln unterscheidet: Action hat die neun relativ kurze Folgen umfassende Produktion nicht zu bieten. Zumindest nicht in den ersten vier Episoden, die der Presse vorab gezeigt wurden. Kämpfe oder spektakuläre Stunts gibt es nur punktuell. In erster Linie versteht sich die Serie als Komödie im Anwaltsumfeld, wobei das Privatleben der Protagonistin nicht zu kurz kommt. Jennifers Fälle bieten reichlich Gelegenheit für Gastauftritte aus dem Marvel-Kosmos. Wirklich spannend oder originell sind die juristischen Angelegenheiten aber noch nicht. In Sachen Humor setzt „She-Hulk: Die Anwältin“ hingegen einige stärkere Akzente, beschwört zum Beispiel lustige Situationen herauf, wenn die formalen Vorgaben des Rechtssystems auf das ganz eigenwillige Verständnis der Superheld*innen prallen. Konkret: Um Copyright-Aspekte kümmert man sich in der Welt der mystischen Künste eher nicht.

Mit kritisch-satirischem Blick nähert sich die Serie der Frage, wie Frauen gesehen und beurteilt werden – beruflich und privat. Dass trotz MeToo nach wie vor vieles im Argen liegt, prangern die Macher*innen in diversen Szenen an. Jennifer bekommt ständig dumme Machosprüche eines Kollegen zu hören. Permanent muss sie sich zu seltsamen Gerüchten äußern. Dating-Partner scheinen sie nur dann interessant zu finden, wenn sie als She-Hulk in Erscheinung tritt. Und überhaupt wird sie häufig auf ihren Körper reduziert. In Interviews soll sie keine Auskunft über ihre Arbeit geben, sondern über Fitness- und Ernährungstipps. Die Serie spießt einige Missstände genüsslich auf. Ärgerlich ist allerdings, dass Showrunnerin Jessica Gao des Öfteren mit dicken Zaunpfählen herumwedelt. Brauchen wir wirklich andauernd eine Erinnerung, worum es ihr geht?

Den gewünschten Effekt verfehlt zumeist auch die direkte Ansprache der Zuschauer*innen durch die Hauptfigur, die schon in den Comicvorlagen auftaucht. Viele Momente, in denen Jennifer die vierte Wand mit (selbst)ironischen Kommentaren durchbricht, wirken arg bemüht und sind nur mäßig lustig. Obwohl Tatiana Maslany eine dynamisch-gewitzte Perfomance abliefert, mangelt es der Protagonistin nach vier Folgen noch ein wenig an Profil. Die Chance, ihre Abneigung gegen die Superkräfte und ihr Hadern mit der neuen Situation für dramatische Zwecke zu nutzen, lässt „She-Hulk: Die Anwältin“ leider häufiger verstreichen. Schön wäre es, wenn sich in den verbleibenden Kapiteln da noch etwas tut!

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (33. Woche 2022).