Senor Kaplan

Länge:

94 Minuten

Altersempfehlung:

Ab 14 Jahren

FSK-Freigabe:

Ab 0 Jahren

Regie:

Álvaro Brechner

Darsteller:

Héctor Noguera, Néstor Guzzini, Rolf Becker , Leonor Svarcas

Genre:

Tragikomödie , Thriller , Politischer Film

Land:

Uruguay, Spanien u.a., 2014

„Senor Kaplan“ von Regisseur Álvaro Brechner aus Uruguay ist ein ungewöhnlicher Film über das Älterwerden, einer, für den sich auch ein jüngeres Publikum interessieren dürfte, weil sich hier Thriller, Drama und Komödie auf interessante Weise vermischen: Der polnisch stämmige Jufe Jacobo Kaplan lebt seiner alleinigen Flucht aus Europa während der Nazizeit in Montevideo. Hier hat er sich Wohlstand erworben, ist alt geworden. Nun fragt er sich, was er mit seinem Leben eigentlich angefangen hat. Während die beginnende Demenz ihn zu allerlei aberwitzigen Aktionen verleitet, auf die seine Familie ziemlich irritiert und mit wachsendem Kontrollzwang reagiert, steigert sich Jacobo in die Idee hinein, einen alten Nazi in Montevideo entdecken, fangen und nach Israel entführen zu wollen – so wie es der israelische Geheimdienst 1960 mit dem deutschen Kriegsverbrecher Adolf Eichmann gemacht hatte. In einem deutschen Besitzer eines heruntergekommenen Strandrestaurants glaubt er solch einen Nazi entdeckt zu haben. Gemeinsam mit dem Ex-Polizisten Wilson, den Jacobos Familie dem senilen Patriarchen als Aufpasser zur Seite stellen wollte, macht Jacobo sich auf die Nazijagd. Doch die fördert eine ganz andere Geschichte des Deutschen zutage als erwartet.

Regisseur Brechner knüpft in „Senor Kaplan“ an Thriller-Motive aus Filmen wie „The Marathon-Man“ oder „Boys from Brazil“ an, die sich auf den Mythos der besonders in Südamerika untergetauchten Naziverbrecher stützen wie eben Adolf Eichmann oder auch KZ-Arzt Josef Mengele. Doch schnell wandeln sich die Thriller-Anmutungen seines Films in ein zutiefst menschliches Drama, das gegen alle Klischees nicht nur die Demenzkrankheit auf interessante Weise neu und originell beleuchtet sondern auch das Exilschicksal deutscher Juden eindrucksvoll darstellt, ohne je pathetisch oder sentimental zu werden.

Diese besondere „Don Quijote und Sancho Panza“-Variante ist trotz mancher Längen auch wegen des herausragenden Spiels von Héctor Noguera, Néstor Guzzini und Rolf Becker allemal sehenswert.