Sebastian springt über Geländer

Länge:
70 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Kinostart:
20.08.2020
Regie:
Ceylan Alejandro Ataman-Checa
Darsteller:
Joseph Peschko (Sebastian), Finn Freyer (Sebastian als Kind), Ambar de la Horra (Sebastians Mutter), Frederieke Morgenroth (Betty), Andreas Sigrist (Bettys Vater)
Genre:
Drama , Jugend
Land:
Deutschland, 2020

Mit langen Haaren und einer viel zu großen Cordjacke wartet der kleine Sebastian an einem Metallgeländer auf seine Mutter. Schaut über den Rand, klettert darüber, bis seine Mutter eilig im Auto angefahren kommt. Sebastian ist sich oft allein überlassen, denn seine Mutter arbeitet als Altenpflegerin viel, um für den nötigen Unterhalt der Familie zu sorgen. Einen Vater gibt es nicht. Dafür viel Zärtlichkeit, wenn die Mutter zu Hause ist. Dafür aber eben auch ein Silvester, an dem sie Mitternacht erschöpft verschläft und der kleine Sebastian traurig aufs Böllern verzichten muss. Es sind Erinnerungsstücke, die der Regiestudent Ceylan-Alejandro Ataman-Checa in seinem Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin wie in einem Mosaik aneinanderfügt. Angesiedelt ist die Geschichte in Hannover, wo der Filmemacher geboren und aufgewachsen ist. Dort ist ihm auch die Idee zu seinem ersten Spielfilm gekommen, nämlich als Ataman-Checa nach langer Zeit die Stadt und all die Plätze seiner Kindheit und Jugend aufsuchte. Logisch, dass all die Erinnerungen von früher wieder hochkamen. Und die projiziert er nun auf „seinen“ Sebastian. Dabei begleitet er ihn in drei wichtigen Lebensabschnitten: Kindheit, Pubertät und erste Liebe und als letzte Station, das Ausziehen von Zuhause und die ersten Berufserfahrungen nach der Schule.

Ein Geländer spielt auch in der zweiten Episode eine Rolle, als Sebastian sich in Betty, ein Mädchen aus einer wohlhabenden Familie, verliebt. Irgendwann prallen die beiden ungleichen Welten so stark aufeinander, dass er aus Verzweiflung über ein Brückengeländer springt und lange Zeit im Koma liegt. Mit ungefähr 20 Jahren dann überwindet Sebastian, der inzwischen als Altenpfleger arbeitet, ein imaginäres Geländer, eine unsichtbare Grenze. Er packt seinen Rucksack, schreibt einen Abschiedsbrief und verlässt Hannover. Wohin die Reise geht, kann sich jeder ausmalen.

„Sebastian springt über Geländer“ ist ein stiller, leiser Film ohne große Dramatik. Irgendwie wirkt er eher wie ein Dokumentarfilm, zumal es keine fortlaufende Geschichte gibt. Verstärkt wird diese Wirkung auch durch das zwar intensive, aber unspektakuläre Spiel der jugendlichen Darsteller und Darstellerinnen. Ob Joseph Peschko und Finn Freyer als Sebastian oder Frederieke Morgenroth als Betty – sie alle standen für diesen Film das erste Mal vor der Kamera. Und doch ziehen sie in den Bann und provozieren das eigene Nachdenken darüber, was aus den Kindheitsträumen geworden ist.

Barbara Felsmann

Anbieter

Filmverleih déjà vu Filmverleih