Schlafkrankheit

Bald 20 Jahre lebt das deutsche Ehepaar Ebbo und Vera Velten in Afrika. Ebbo leitet als Arzt ein Projekt gegen die Schlafkrankheit in Kamerun. Doch Vera, die ihren Mann bisher immer unterstützte, hat Heimweh. Sie leidet unter der Trennung von ihrer 14jährigen Tochter Helen, die in Deutschland in einem Internat lebt. Das Paar beschließt schließlich, dorthin zurückzukehren. Während Vera schon voraus fliegt, will Ebbo noch letzte Dinge erledigen. Es fällt ihm sichtlich schwer Afrika zu verlassen. - Drei Jahre später reist Alex Nzila, ein junger französischer Arzt mit kongolesischen Wurzeln, nach Kamerun. Er kennt den Kontinent kaum, entsprechend unbeholfen bewegt er sich dort, als er im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation das Schlafkrankheits-Projekt prüfen soll. Dabei trifft er auf Ebbo, der in Afrika geblieben ist und eine neue Familie gegründet hat.

Nachdem der Regisseur Ulrich Köhler sich in seinen ersten beiden Filmen ("Bungalow", "Montag kommen die Fenster") mit der Orientierungslosigkeit Jugendlicher und junger Erwachsener in der hessischen Provinz beschäftigte, tritt er mit "Schlafkrankheit" einen gewaltigen Schritt hinaus in den afrikanischen Kontinent. Köhler verbrachte selbst seine Kindheit dort und kennt das Gefühl der Unsicherheit und Überforderung, nach Deutschland zurückzukehren. Sein Afrikafilm ist kein wildromantisches Märchen, sondern wirft einen nüchternen Blick auf den Kontinent, ohne über diesen zu urteilen. Auch ist der Zuschauer sehr gefordert, sich auf die unspektakulär gehaltene, mit viel Auslassungen erzählte Handlung einzulassen. Wie Ebbo einerseits nicht in der Lage ist, Afrika hinter sich zu lassen, andererseits dort nicht zur Ruhe kommt und so langsam zerreibt, vermittelt sich aber ebenso eindrucksvoll wie das Fremdeln des Farbigen Alex mit dem Ort seiner Wurzeln. Auf der Berlinale 2011 errang Ulrich Köhler mit seinem Film den Silbernen Bären für die beste Regieleistung.

DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch

Kirsten Loose