Scherbenpark

Seitdem der Stiefvater der 17-jährigen Sascha ihre Mutter vor ihren Augen und in Anwesenheit ihrer beiden jüngeren Geschwister brutal ermordet hat, ist das Leben des Mädchens, das in einer rauen Hochhaussiedlung wohnt, außer Kontrolle geraten. Es sinnt auf Rache und will seinen Stiefvater umbringen, sobald dieser wieder aus dem Gefängnis entlassen wird. Und dann erscheint in der Zeitung auch noch so ein dämlicher Artikel über diesen Fall. Sascha ist außer sich, sucht den verantwortlichen Redakteur Volker Trebur bei der Zeitung auf und macht ihrem Ärger Luft. Doch Trebur bietet ihr überraschend an, ihr zu helfen und nimmt sie für ein paar Tage in seinem schicken Einfamilienhaus auf. Eine vollkommen fremde Welt für Sascha, in der sie auch Treburs Sohn Felix kennen lernt. Bald ist nichts mehr, wie es vorher war.

Der Ausgangspunkt der Geschichte, die auf dem gleichnamigen Debütroman von Alina Bronsky beruht, klingt spekulativ: Rache als Motiv für ein grausames Verbrechen – noch dazu mit einer Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen in der Hauptrolle. Doch aus dieser Ausgangssituation entsteht dann eben doch kein Thriller, sondern eine überraschende, sensible und durchaus zum Teil auch komische Coming-of-Age-Geschichte mit einer kantigen und deshalb überaus interessanten Hauptfigur. Deutlich spürbar ist die Wut, die Sascha antreibt, weil ihr alles genommen wurde und sie ihr Leben neu aufbauen muss – und weil ihr Umfeld ihr bislang keine Chancen geboten hat. Ein rebellisches Mädchen, das sich schließlich sowohl über das Trauma seiner Vergangenheit als auch über seine soziale Herkunft hinwegsetzt und am Ende in eine neue Zukunft blicken kann. Die Regisseurin Bettina Blümner hat bereits in ihrem Dokumentarfilm Prinzessinnenbad eine gute Hand für rebellische Jugendliche mit Ecken und Kanten bewiesen und nimmt nun auch in „Scherbenpark“ konsequent die Sichtweise von Sascha ein, deren Rolle mit Jasna Fritzi Bauer (Ein Tick anders) ideal besetzt ist.

Stefan Stiletto