Satte Farben vor Schwarz

Anita und Fred lernten sich als Jugendliche in der Tanzstunde kennen und sind seit einem halben Jahrhundert ein Paar. Die Lebensbilanz für die beiden Senioren sieht eigentlich gut aus. Sie sind wohlhabend, haben ein schönes Haus mit Garten, zwei gut geratene erwachsene Kinder und eine Enkelin, die gerade das Abitur bestanden hat. Dann erhält Fred die Diagnose Prostatakrebs. Eine Belastungsprobe für die Beziehung, denn er will sich nicht behandeln lassen, kauft sich viel mehr heimlich eine Wohnung, um dort in Ruhe nachzudenken. Anita kann das Verhalten ihres Mannes nicht nachvollziehen, empfindet seinen Rückzug als Vertrauensbruch. Empört quartiert sie sich in eine Einrichtung für betreutes Wohnen ein. Doch Anita und Fred finden wieder zusammen, genießen noch einmal das Leben auf der Abiturfeier ihrer Enkelin Yvonne und entscheiden sich für eine radikale Lösung: Freiwillig gemeinsam aus dem Leben scheiden, solange Fred noch ohne Schmerzen ist.

"Satte Farben vor Schwarz" erzählt zwar die Lebens- und Liebesgeschichte eines Seniorenpaars, ist aber mitnichten nur ein Film über alte Menschen. Denn das einfühlsame Drama beschäftigt sich mit einem Thema, das in unserer heutigen immer älter werdenden Gesellschaft alle angeht. Wie möchte man im Alter leben? Erträgt man es, wenn durch Krankheit ein langes Leiden vor dem Tod wahrscheinlich ist? Darf man eigenständig Entscheidungen über das eigene Weiterleben treffen, die den Partner oder die Familie außen vor lassen? Der Filmhochschulabsolventin Sophie Heldman, deren erster Langfilm "Satte Farben vor Schwarz" ist, gelingt es, all diese spannenden Fragen zu stellen, ohne eindeutige Antworten vorzugeben. In klaren ruhigen Bildern gibt sie nicht nur Fred und Anita Raum und beobachtet die beiden in ihren Konflikt- wie Glücksmomenten, die großartig von Senta Berger und Bruno Ganz dargestellt werden. Auch die erwachsenen Kinder und die Enkelin und deren Sorge wie Staunen über das alte Paar werden wunderbar deutlich. Eine sehr gelungene Szene zeigt z.B. wie die junge Yvonne realisiert, dass ihre Großeltern gar keine Bilderbuchehe hatten, sondern durchaus Liebschaften am Wegesrand. Ein anregender wie berührender Film, der durchaus länger nachklingt.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
DVD-Extras: Making of

Kirsten Loose