Rodeo

Länge:
106 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Kinostart:
13.07.2023
Regie:
Lola Quivoron
Darsteller:
Julie Ledru (Julia), Yannis Lafki (Kaïs), Antonia Buresi (Ophélie), Cody Schroeder (Kylian), Louis Sotton (Ben) u. a.
Genre:
Drama , Krimi
Land:
Frankreich, 2022

Wir schreiben 2023, und noch immer erleben im Kino vor allem männliche Figuren einen Geschwindigkeitsrausch. Dass wir hier Frauen zu sehen bekommen, die Straßen unsicher machen, Motoren aufheulen lassen und dem PS-Nervenkitzel erliegen, ist nach wie vor eher die Ausnahme als die Regel. Umso erfrischender, dass Lola Quivoron in ihrem Debütwerk „Rodeo“ mit einigen Klischees aufräumt und eine heißblütige Bikerin ins Zentrum ihrer Geschichte stellt.


Worum es im Bikerdrama „Rodeo“ geht:


Im Leben von Julia gibt es eigentlich nur eine Konstante: ihre unbändige Leidenschaft für Motorräder. Der Alltag der aus einfachen Vorstadtverhältnissen kommenden jungen Frau mag noch so beschwerlich sein – auf dem Sitz einer Maschine empfindet sie pure Freiheit. Nichts und niemand kann ihr dann etwas anhaben. Hier ist sie ganz bei sich. Als sie mit ihrem gestohlenen Bike bei einem sogenannten Rodeo vorbeischaut, einem illegalen Motorradtreffen, bei dem halsbrecherische Stunts auf dem Programm stehen, ist es um sie geschehen. Unbedingt möchte sie Teil dieser Community werden. Nach einem tragischen Todesfall in der Szene findet sie Anschluss an eine Clique, die für ihren im Knast sitzenden Boss kriminelle Aufträge ausführt. Während Julia mit ihrer Unerschrockenheit manche Mitglieder schnell beeindruckt, gibt es auch ein paar Neider, die ein Problem damit haben, dass eine Frau die von klassischen Männlichkeitsvorstellungen geprägte Gruppe aufmischt.


Warum „Rodeo“ in den Bann zieht:


Lola Quivoron und Ko-Drehbuchautorin Antonia Buresi (auch als Frau des Bandenchefs vor der Kamera zu sehen) haben sich keine besonders komplexe Handlung ausgedacht und benutzen durchaus einige altbekannte Versatzstücke. Allein mit ihrer temperamentvollen Heldin fangen sie jedoch das Interesse des Publikums ein. Julia lässt sich nicht in eine Schublade stecken, ist ungestüm, mutig und schwer zu fassen. Mit Erklärungen und psychologischen Ausdeutungen hält sich der Film bewusst zurück, porträtiert seine Protagonistin in erster Linie über ihr Verhalten, ihre Energie, die in Julie Ledrus Darbietung regelrecht hervorplatzt. Die Besetzung der auch im wahren Leben im Motorradmilieu verkehrenden Laienschauspielerin erweist sich als Volltreffer, trägt entscheidend zur Intensität von „Rodeo“ bei. Dass das Drama einen krassen Sog entfaltet, hängt natürlich ebenso mit seiner distanzlosen, dynamischen Inszenierung zusammen. Von Anfang an schwankt und taumelt Raphaël Vandenbussches Kamera, rückt ganz dicht an die Gesichter heran, kommt nur selten wirklich zur Ruhe. Das Feuer unserer Hauptfigur greift förmlich auf die Bilder über, denen man sich nur schwer entziehen kann. Erzählerische Schwächen fallen da gar nicht so sehr ins Gewicht.

Christopher Diekhaus

Anbieter

Filmverleih Plaion Pictures