Resistance (2021)

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
122 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
14.10.2021
Regie:
Jonathan Jakubowicz
Darsteller:
Jesse Eisenberg (Marcel Marceau), Clémence Poésy (Emma), Bella Ramsey (Elsbeth), Matthias Schweighöfer (Klaus Barbie), Ed Harris (Goerge S. Patton)
Genre:
Drama , Historienfilm
Land:
Frankreich, Deutschland, USA, Großbritannien, 2019

Wie Menschlichkeit in der NS-Zeit bewahren, Verantwortung für das große Ganze übernehmen, für das eigene Handeln einstehen? Rache nehmen oder Leben retten? Viele große Fragen werden in dem Historiendrama „Resistance“ aufgeworfen, das die wahre und bislang hier kaum bekannte Geschichte vom weltberühmten Pantomimen Marcel Marceau erzählt. Als junger jüdischer Widerstandskämpfer rettete er im Zweiten Weltkrieg hunderten von Kindern das Leben.


Was dich in „Resistance“ erwartet:


Marcel Mangel träumt davon Schauspieler zu werden, aber bislang hat er es nur zum Charlie Chaplin Imitator in einem Bordell gebracht, über den sich alle lustig machen. Der jüdische Vater hat in ihrer Heimatstadt Straßburg eine Metzgerei und will, dass sein Sohn den Laden übernimmt, etwas Vernünftiges macht. Es ist die Zeit zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Die Deutschen sind in Polen einmarschiert und das Netz zieht sich weiter zu. Cousin Georges und der große Bruder Alain halten auch nichts von Marcels selbstsüchtigen Künstlerflausen. Sie haben sich dem Widerstand angeschlossen. Auch Emma ist in dieser Gruppe, und auf die hat Marcel schon lange ein Auge geworfen. Trotzdem schließt er sich nur widerwillig einer Widerstands-Aktion an. 123 jüdische Waisen sollen aus Deutschland gerettet werden, die ihre Eltern durch Morde der Nazis verloren haben. Sie sollen ins noch sichere Frankreich geholt werden. Marcel hat als Clown für gute Laune bei den traumatisierten Kindern zu sorgen. Marcel ist wenig begeistert, aber als er das erste Mal vor der Schar Kinder steht und eine kleine Pantomime macht, hat er plötzlich ein Publikum, das über ihn lacht. Seine stille Kunst braucht keine Sprache, sie wird überall verstanden. Aber es ist weit mehr als das. Er begreift, dass er die Kleinen für Momente von ihrem tiefen Kummer erlösen kann. In Marcel entwickelt sich ein politisches Bewusstsein. Und da ist Lisbeth, das kluge Mädchen, zu der er bald eine innige Beziehung entwickelt.


Was diesen Film so gut macht:


So spannend und mitreißend kann Zeitgeschichte sein. „Resistance“ ist weit davon entfernt, Marcel Marceaus Jahre in der französischen Resistance zu verklären. Anfangs ist er von egoistischen Zielen getrieben, begreift jedoch als einer der wenigen, wie wichtig und stark die Kraft der Kunst in finsteren Zeiten ist. Der Nationalsozialismus, dem große Teile des deutschen Volkes gefolgt sind, wird im Film in einer einzigen realen historischen Figur dargestellt: Matthias Schweighöfer gibt Klaus Barbie als getriebenen Gewaltmenschen, der keinen Widerspruch sieht in sadistischen Gewaltexzessen bei gleichzeitiger Sorge um die Entwicklung seiner Tochter als frisch gebackener Vater. Es lässt sich darüber streiten, ob die Performance gelungen ist, vor allem aber auch darüber, warum in Filmen oftmals die Nazideologie auf einen einzigen überlebensgroßen Bösewicht reduziert wird: das personifizierte Böse. Barbie, der als „Schlächter von Lyon“ in die Geschichte einging, macht in „Resistance“ einfach alles: er wütet, foltert, erschießt, verfolgt durch nächtliche Wälder, während alle anderen Deutschen nur als Statisten der Weltgeschichte erscheinen. Neben dieser Schwäche entwickelt sich das historische Drama thrillermäßig mit vielen spannenden Momenten, etwa als Marcel Mitstreitende aus den Fängen der Gestapo befreit. Großartige Kinobilder auf einem belebten Marktplatz voller Bewegung und kreisender Kamerafahrten gelingen hier. Kollaboration und Denunziation bleiben nicht ausgespart, die unerklärlich unmenschlichen Grausamkeiten der Nazischergen ebensowenig. Hoffnung liegt in den kleinen Aktionen der Widerständler*innen, die doch am Ende so viel bewirkt haben. Denn sie zeigen: Jede*r einzelne hat es in der Hand etwas zu verändern.

Christiane Radeke

Anbieter

FilmverleihWarner