Psychobitch

Länge:
109 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Kinostart:
11.01.2019
Regie:
Martin Lund
Darsteller:
Jonas Tidemann (Marius), Elli Rhiannon Müller Osborne (Frida), Saara Sipila-Kristoffersen (Lea), Mohammad Benmoussa (Rachid), Jannike Kruse (Hanne) u. a.
Genre:
Jugend , Drama
Land:
Norwegen, 2019

Worum es in „Psychobitch“ geht:


Die Neue in der Klasse ist eine „Psychobitch“, da sind sich alle einig. Eindeutig gestört und total nervtötend. Frida hat einen Selbstmordversuch hinter sich, turnt mitten am Tag auf dem Schuldach herum und legt sich mit allen an – egal ob Klassenlehrer oder tratschende Mitschülerinnen. „Die will doch nur Aufmerksamkeit“ oder „die kann einem leidtun“, das denken die anderen über sie und keiner will was mit ihr zu tun haben. Marius dagegen ist allseits beliebt, erfolgreich, der netteste Mitschüler überhaupt. Ausgerechnet er bekommt vom Klassenlehrer die Aufgabe, Frida in die Gemeinschaft zu integrieren, worauf er natürlich gar keine Lust hat. Und so landet Marius mit der neuen Psycho-Mitschülerin in einer Arbeitsgruppe und sein Pausenbrot – platsch – an der Fensterscheibe. Denn zwischen sich verrückt verhalten und mitleidvoll als Verrückte behandelt zu werden, dazwischen liegen für Frida Welten. Da kann sie ausflippen, wenn sie so behandelt wird.


Was erwartet mich im Film "Psychobitch"?


Eine Lovestory zwischen Jugendlichen mal anders. Denn: Außenseiterin verliebt sich in populären Jungen wodurch dieser ein besserer Mensch wird, „Bad Boy“ bekommt das beliebteste Mädchen, die endlich aus sich herauskommt – Liebesgeschichten dieser Art gibt es unzählige im Jugendfilm. Dem norwegischen Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur Martin Lund gelingt das Kunststück, die Liebesgeschichte zwischen Marius und Frida wirklich anders zu erzählen. Das erreicht er mit wahrhaftigen Dialogen, die zwischen Ernst, Wut und Situationskomik die Gefühlswelt von Marius und Frida deutlich machen. Die Darsteller überzeugen dabei in jeder Szene. Kein Schlagabtausch wirkt gekünstelt und hinter jedem Satz der beiden schlummert ein viel größeres Gefühl, ob Abgrund, echtes Mitgefühl oder Verliebtheit. Interessant ist das Ungesagte, das irgendwo immer mitschwingt.

Außerdem gelingt das Lund mit einfachen Bildern, die er wortwörtlich in seine Geschichte überträgt. Was bedeutet es für einen überaus beliebten Schüler, im wahrsten Sinne des Wortes aus der Reihe zu tanzen? Ist das vielleicht viel schwieriger, als immer zu rebellieren und die „Bad-Ass-Rolle“ zu bedienen, wie es Frida macht? Sind beide vielleicht ebenso einsam in den ihnen zugeschriebenen Rollen, aus denen sie nicht herauskommen? Vor lauter Angepasstheit tut Marius Dinge, die er eigentlich gar nicht tun will, und verliert sich dabei selbst. Was bedeutet es, normal zu sein? Ist es wirklich normal, alles mitzumachen, weil es andere von einem erwarten? Und: Was ist der Unterschied zwischen „flachlegen“ und „Liebe machen“ – wie es Mitschüler Rachid als einziger bemerkt. Frida ist schwierig und nervig und unberechenbar. Sie bringt Marius in ernste Schwierigkeiten, aber sie hat durch ihre Außenseiterrolle auch einen klaren Blick auf die anderen und ihr sogenannte Normalität. Nebenbei bekommen auch die überfürsorglichen Eltern und überkorrekten Lehrer ihr Fett weg, denn gut gemeint ist bestimmt nicht automatisch gut.

Der Jugendfilm spielt im dauerverschneiten Norwegen und doch könnte diese Geschichte überall auf der Welt passieren. Regisseur Martin Lund ist in seinem Heimatland kein Unbekannter. Mit „Knerten traut sich“ landete er 2010 einen großen Hit an der Kinokasse. „Psychobitch“ lief erfolgreich auf Festivals und ist nun auf dem Arthaus Streamingdienst Mubi mit deutschen Untertiteln zu entdecken. Der Film lohnt trotz Untertitel lesen auf jeden Fall wegen der berührenden Story und der tollen Darsteller.

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (32. Woche 2021).