Primo (Staffel 1)

So viele Möglichkeiten. Nur welche ist aktuell die richtige? Rafa hat keine Ahnung. Und damit ist er nicht allein. Schließlich erzählen jede Menge Serien von Teenager*innen mit ähnlichen Unsicherheiten. Und ebenso wie Rafa durften sich auch viele seiner Vorgänger*innen mit einer unkonventionellen Familie und der ersten großen Liebe herumschlagen. Die Sitcom „Primo“ zeigt dennoch, wie sich aus diesem Mix eine herzerwärmende Geschichte über das Erwachsenwerden stricken lässt.

Wovon die Sitcom „Primo“ handelt:

Familie kann so schon anstrengend genug sein. Was aber, wenn bei dir zu Hause ständig deine fünf Onkel abhängen, teilweise sogar wohnen? Genau diese Erfahrung macht der 16-jährige Rafa Gonzales, dessen taffe Mutter Drea sich seit ihrer Jugendzeit um ihre ebenso unterschiedlichen wie chaotischen Brüder kümmert. Andauernd muss sich der Teenager irgendeinen gutgemeinten Ratschlag anhören. Selbst dann, wenn er keinen braucht. Als er überraschend die Chance erhält, sich für einen College-Vorbereitungskurs anzumelden, kommen seine Verwandten wieder einmal mit tollen Tipps um die Ecke. Ist ein Studium wirklich überbewertet, wie mindestens drei der Onkel behaupten? Oder hat vielleicht doch eher Ryan Recht, der den Wert von Bildung hervorhebt? Rafa fällt es schwer, sich zu entscheiden. Und dann ist da auch noch seine neue Nachbarin Mya, mit der er sich gleich super versteht.

Worin der Charme der Sitcom „Primo“ liegt:

„Primo“ brennt gewiss kein Feuerwerk an cleveren Gags ab und neigt manchmal stark zur Überzeichnung. Vor allem Rafas Onkel benehmen sich ganz schön kindisch, hauen einige absurde Dinge raus. Erstaunlicherweise kriegt Serienschöpfer Shea Serrano, dem das eigene Aufwachsen in einem mexikanisch-amerikanischen Haushalt als Inspiration diente, jedoch meistens rechtzeitig die Kurve. Ryan und Co sind einerseits Knalltüten, irgendwie aber auch liebenswert und überraschen gelegentlich mit tatsächlich hilfreichen Anregungen. Besonders angenehm ist es, wie sich die Sitcom der Gefühlswelt und dem Alltagsstress unserer Hauptfigur nähert. Große, aufgeblasene Dramen braucht es nicht. Vielmehr bestimmen diverse kleine Unsicherheiten und die Frage nach dem besten Zukunftsweg die Plots der einzelnen Episoden. Dinge, an die wohl alle Zuschauer*innen andocken können. Auch wenn es hier und da ruhig etwas tiefsinniger und weniger albern sein dürfte, versprüht „Primo“ genügend Charme, um bis zum Ende der ersten Staffel zu unterhalten. Gerade die letzte Folge erweist sich als bisheriges Highlight, fängt Rafas Verlegenheit sehr schön ein und bringt treffend auf den Punkt, warum es gar nicht schlimm ist, nervös zu sein.

Christopher Diekhaus