Plan A - Was würdest du tun?
Dieser Film, der in Deutschland kurz nach dem Zweiten Weltkrieg spielt, basiert auf wahren historischen Ereignissen, die in Vergessenheit geraten sind und heute gleichermaßen schockieren wie nachdenklich stimmen.
Worum geht es im Film „Plan A“?
Max hat seine Frau und seinen Sohn im Konzentrationslager verloren, er selbst hat überlebt. Voller Schuldgefühle und Wut versucht er wieder Fuß zu fassen und schließt sich der „Jüdischen Brigade“ an, einer Gruppe von Freiwilligen aus Palästina innerhalb der British Army. Diese Gruppe spürt in der Nachkriegszeit auf eigene Faust heimlich deutsche Kriegsverbrecher und SS-Täter auf, um sie hinzurichten. Nach ihrer Verlegung im Juli 1945 nach Belgien lernt Max dann einen kleinen Trupp jüdischer Partisanen kennen. Er gehört zur „Nakam“, was Rache bedeutet. Die „Nakam“ will sich am deutschen Volk für den Mord an den Juden rächen und plant, das Trinkwasser in Großstädten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main und München zu vergiften. „Aug um Auge“, heißt ihre Losung, „sechs Millionen Deutsche für sechs Millionen Juden!“. Mit viel Geduld schafft es Max, das Vertrauen von Anführer Abba Kovner zu erringen, und beginnt mit Anna, Tzvi und Belkin im Nürnberger Wasserwerk zu arbeiten und die Gegebenheiten dort auszuspionieren. Nach all dem Leid, das ihm widerfahren ist, schreit es in Max anfangs nur nach Vergeltung, weil er – wie er meint – es verdient hat, Rache üben zu dürfen. Doch dann wird die Sache ernst, denn Abbi Kovner kehrt aus Palästina mit dem tödlichen Gift zurück, versteckt in 20 Milchkonserven. Max muss sich entscheiden.
Was „Plan A“ so sehenswert macht:
Dieser Film erschüttert, wühlt auf und stellt existenzielle Fragen nach Rache, Vergeltung, Wiedergutmachung und Gerechtigkeit. Ist mörderische Rache legitim nach all dem Leid und dem Unrecht, das der jüdischen Bevölkerung angetan wurde? Kann Rache wirklich den verlorenen Seelenfrieden zurückbringen? Oder besteht wahre Vergeltung nicht eher darin, wenn sich ein Volk einen eigenen Staat aufbaut und Max versucht, ein erfülltes Leben zu führen? Kann Unrecht durch neues Unrecht wiedergutgemacht werden?
Die israelischen Brüder Doron und Yoav Paz, die – wie bei den meisten ihrer Filme – für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnen, widmen sich mit „Plan A“ einerseits einer bisher kaum aufgearbeiteten und mit einem Tabu behafteten Geschichte. Andererseits stellen sie auch Fragen, die für die Generation der Holocaust-Überlebenden schmerzlich sind. „Ihr seid einfach nur in einer langen Schlange in den Tod marschiert“, wirft ein Soldat der „Jüdischen Brigade“ Max vor, „wieso habt ihr nichts getan, wieso habt ihr euch nicht gewehrt?“. Max kann darauf nicht antworten, hat sich doch gerade diese Frage tief in sein Herz gebohrt. Insofern werfen Doron und Yoav Paz als Nachfahren von Holocaust-Überlebenden einen anderen Blick auf die Geschichte. Sie nehmen für sich in Anspruch, „dass jede Generation ihre ganz eigenen Filme machen muss, um die Toten des Holocaust zu ehren und für die Zukunft daraus zu lernen“. Und so werden hier neue Sichtweisen deutlich. Das macht diesen Film, der besonders auch durch das Spiel von August Diehl als Max tief unter die Haut geht, so wichtig.
Barbara Felsmann
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe