Pirate for the Sea

Der Umweltaktivist Kapitän Paul Watson ist ein streitbarer Mann. Er war das jüngste Gründungsmitglied von Greenpeace Kanada, wurde dann aber wegen seiner extremen Vorgehensweise aus der Umweltorganisation ausgeschlossen. Er gründete daraufhin seine eigene Organisation, die „Sea Shepherd Conservation Society“. Mit einem internationalen Team von freiwilligen Helfern führten sie spektakuläre Aktionen gegen die Massentötungen von Robben, Walen und anderen Meeresbewohnern, die vom Aussterben bedroht sind, durch. Sie waren die ersten, die barbarische Metzeleien an Robben auf dem Eis dokumentierten, welchen ohne großen wirtschaftlichen Mehrwert durchgeführt wurden, allein weil ein vermeintliches Heilmittel aus den Robben gewonnen werden könnte. Die Sea Shepherds stoppten ganze Schiffe, rammten Frachter und scheuten auch nicht vor direkten Konfrontationen mit den Tierjägern zurück. Die Umweltaktivisten wurden als Öko-Terroristen beschimpft, von Robbenjägern mit Speeren bedroht und verletzt, viele wurden verhaftet. Auch Paul Watson saß vielfach im Gefängnis, dabei beruft er sich stets auf die nationale und internationale Rechtslage auf den Gewässern. Auf überaus qualvolle Weise werden Wale über Stunden getötet, eine Vorgehensweise, die an Land wegen unfassbarer Tierquälerei niemals gestattet wäre und gegen die Carta der Vereinten Nationen verstößt. Schließlich wehrten sich Walfänger gegen den hartnäckigen Umweltkämpfer, indem sie mit einer Sniper auf Paul Watson schossen. Watson überlebte nur, weil er eine Schussweste trug. Während Watson und Mitglieder seiner Mannschaft vielfach mit dem Gesetz in Konflikt kamen und verurteilt wurden, sind die Tierquäler trotz ihres illegalen Handelns stets straffrei ausgegangen.

Der Dokumentarfilm begleitet den Aktivisten und versucht ein breit gefächertes Porträt des Menschen hinter dem radikalen Kämpfer für die wilde Tierwelt der Meere. Weggefährten kommen zu Wort, ebenso Hollywoodstar Martin Sheen, der die Organisation mit seiner Popularität bei öffentlichen Auftritten unterstützt. Ausschnitte aus Watsons Reden werden mit Aufnahmen der teils überaus gefährlichen Aktionen montiert, wobei der Off Kommentar an Stellen im Stil eines Schiffstagebuchs gehalten ist und einige intime Einblicke in das Leben an Board gewährt. Filmemacher Ron Colby begleitete den verbissen zielstrebigen und als Mensch zugleich verspielt entspannten Watson. Anfangs wirkt der Film allzu sehr wie eine typische TV-Dokumentation, aber nach und nach entfaltet die Thematik eine zwingende Wucht. Die Aktivisten werfen wichtige Fragen über die grausamen Methoden der Tierjagd auf See auf, ohne sie wären manche Gräueltaten nicht ans Licht gekommen. Der Filmemacher macht keinen Hehl aus seiner Sympathie für diese bemerkenswert aufopferungsvollen Umweltkämpfer, zeigt gleichzeitig aber auch die Freude und Abenteuerlust, die ihre Missionen auf See stets antreiben und begleiten. Ein wichtiges Thema über die Ausbeutung der Meere, ab der zweiten Hälfte auch spannend und packend aufbereitet.

Christiane Radeke