Pin Cushion

Länge:
78 Minuten (Blu-ray: 82 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Deborah Haywood
Darsteller:
Lily Newmark (Iona), Joanna Scanlan (Lyn), Loris Scarpa (Daz), Sacha Cordy-Nice (Keeley), Bethany Antonia (Chelsea) u. a.
Genre:
Drama , DVD-Premiere
Land:
Großbritannien, 2017

„Ich wurde als Baby ausgesetzt“, erzählt Iona einmal ihren neuen Klassenkameradinnen. Eine alte, bucklige Frau habe sie aufgenommen und aufgezogen. Und eines Tages habe diese sie dann zum Waldrand gebracht und freigelassen. Ein Märchen also? Keineswegs. „Pin Cushion“ ist ein teils ziemlich krasses, verstörendes Drama über das schwierige Verhältnis einer Tochter zu ihrer Mutter, über das Alleinsein, die Ausbruchsversuche und das Anderssein. Ein Film, der – darauf deutet schon der englische Titel („Nadelkissen“) hin – zwei unvereinbare Dinge in sich trägt: Das Weiche und das Verletzende. Zu Beginn sind Lyn und ihre Tochter Iona beinahe unzertrennlich. Nach einem Umzug versuchen sie gerade, sich in einer anderen Stadt ein neues Leben aufzubauen. Sie schlafen in einem Bett nebeneinander, sie geben sich Halt. Doch in Iona wächst auch der Wunsch, ein eigenes Leben zu führen und unabhängig zu sein. In der Schule verliebt sie sich in Daz und beginnt, sich für die Mädchenclique um die coole Keeley zu interessieren. Tatsächlich geben sich Keeley, Stacey und Chelsea mit Iona ab. Aber nicht, weil sie Iona mögen würden, sondern weil sie mit ihr spielen wollen. Schamlos nutzen sie die naive Iona aus und genießen es, sie bloß zu stellen. Trost findet Iona lange Zeit in einer Traumwelt, in der sie sich die Welt schönmalt. Doch schwierig wird auch Ionas Beziehung zu ihrer Mutter. Durch ihr auffälliges Aussehen und ihr hilfloses Verhalten ist Lyn in der Stadt schnell zur Zielscheibe für allerlei Spott geworden und bräuchte Iona nun umso mehr. Dass diese sich von ihr abwendet, gefällt ihr überhaupt nicht.

Schon durch die Farbgestaltung zeigt „Pin Cushion“ eine völlig andere Welt, die ziemlich künstlich und fremd aussieht. Das passt gut zur Traumwelt von Iona, aber auch zum Thema des Films. Denn schön sind diese Farben nicht. Sie wirken vielmehr überdreht oder kühl und oft irgendwie beängstigend – und geben damit wahrscheinlich das Gefühl wieder, das die Regisseurin Deborah Haywood mit ihrer Jugend verbindet. In ihrem Debütfilm verarbeitet sie eigene Mobbingerfahrungen, ja hat ihren Film sogar in Swadlincote in South Derbyshire gedreht, wo sie selbst aufgewachsen ist. Trotzdem ist „Pin Cushion“ mehr als nur eine persönliche Geschichte. Cyber-Bullying und Mobbing sind brandaktuelle Themen, die hier nur künstlerisch überhöht werden. Das hat manchmal mehr mit einem Horrorfilm gemein als mit einem realistischen Drama, trifft aber genau deswegen ins Mark.

Stefan Stiletto

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch

Untertitel: Deutsch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (48. Woche 2018).