Picco – 16 m? Deutschland, 16 m? Jugendknast, 16 m? Hölle

Film: Picco – 16 m? Deutschland, 16 m? Jugendknast, 16 m? Hölle
Prädikat besonders wertvoll
Länge:
104 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Philip Koch
Darsteller:
Constantin von Jascheroff, Joel Basman, Frederick Lau, Martin Kiefer, Jule Gartzke u. a.
Genre:
Drama , DVD-Premiere
Land:
Deutschland, 2009
Gleich zu Beginn der fiktiven Geschichte, die jedoch auf wahren Begebenheiten beruht, stimmen Graffiti an den Wänden einer deutschen Jugendstrafanstalt auf das ein, was im Anschluss in kaum zu überbietender Intensität unter Beweis gestellt wird: „Egal, wem du vertraust, es wird missbraucht“, und: „In diesem Haus hast du nur einen Freund, dich selbst.“ Neuzugänge im Gefängnis werden Picco genannt und Kevin ist ein solcher Picco. Er kommt in die Viererzelle Nr. 10, die er sich die nächsten Monate mit dem Wortführer Andy, dem Sprücheklopfer Marc und dem unter Angstphobien leidenden Tommy teilt. In dieser klaustrophobischen Enge von nur 16 m? werden die Rollen von Täter und Opfer ständig neu ausgehandelt, Frustrationen, Aggressionen und latente Gewaltbereitschaft bestimmen den Alltag. Eine Psychologin steht den Jugendlichen allenfalls mit Medikamenten und pauschalen Ratschlägen zur Seite. So gewinnen diese immer mehr das Gefühl, dass ihre Umwelt und insbesondere auch die Freundinnen sich von ihnen abgewandt haben und jeder ganz allein auf sich gestellt ist. Zu Beginn versucht Picco, sich noch aus den gnadenlosen Machtspielchen herauszuhalten. Doch sein Verhalten ändert sich, als ein anderer Jugendlicher Selbstmord begeht.

Regisseur Philip Koch macht es den Zuschauern wirklich nicht leicht, sich diesen atmosphärisch unwahrscheinlich dichten, hervorragend gespielten und von physischer und vor allem psychischer Gewalt strotzenden Film anzuschauen. Die Kamera bleibt, auch in den Gewaltszenen des von den Mithäftlingen fingierten Selbstmords, dicht an den Figuren, Bilder von ausnahmslos graublauer Tristesse unterstreichen das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Was vom Gesetzgeber im Jugendstrafvollzug als Buße und Vorbereitung auf die Wiedereingliederung in die Gesellschaft gedacht war, entpuppt sich als Keimzelle von Inhumanität, Gewalt und Destruktion. Hierbei läuft die Erzählung in ihrer extremen dramaturgischen Verdichtung allerdings Gefahr, psychologisch verkürzt der Frustrations-Aggressionstheorie Vorschub zu leisten. Selbst wenn davon die Rede ist, dass solche Viererzellen die Ausnahme seien, ist es aber das Verdienst des Films, öffentlich, wenn auch nicht gerade publikumswirksam auf diese unglaublichen Missstände in sinnlich nachvollziehbarer Weise hingewiesen zu haben.

DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
DVD-Extras: Interview, Entfallene Szenen, Trailer, Bildergalerie

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

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Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (41. Woche 2011).