Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

Im New York des Jahres 1926 erlebt der britische Magiezoologe Newt Scamander eine Reihe von gefährlichen Abenteuern, die ihn mitten in einen Konflikt zwischen der im Verborgenen operierenden Zauberergesellschaft der Vereinigten Staaten und der Welt der nicht mit Zauberkräften ausgestatteten Muggels bzw. No-Majs führen. Schon seit vielen Jahren beschäftigt sich Scamander mit der Erforschung magischer Kreaturen auf der ganzen Welt, die er in einem Buch systematisch erfassen möchte, nicht zuletzt, um sie zu schützen. Nun reist er mit einem verwitterten Koffer, der viele magische und zum Teil auch sehr gefährliche Tierwesen enthält, nach Amerika. Er will dort den Donnervogel Frank, den er kurz zuvor aus den Fängen von Tierhändlern retten konnte, zurück in seinen angestammten Lebensraum bringen. Da das Schloss des Koffers defekt ist, kann jedoch gleich bei der Anreise ein Niffler entwischen, der alles klaut, was nicht niet- und nagelfest ist, und sich sofort auf Diebestour begibt. Es kommt noch schlimmer, als beim Einfangen des Nifflers der Koffer mit den magischen Tieren dem No-Maj Jacob Kowalski in die Hände fällt, der in die Stadt gekommen ist, um dort eine Bäckerei zu eröffnen. Obendrein versetzt ein geheimnisvolles Wesen die Bevölkerung von New York in Angst und Schrecken und einige Fanatiker suchen die Schuldigen im Verband der Zauberer. Scamander bewegt sich daher zwischen allen Fronten, wenn er wieder zu seinen phantastischen Tierwesen und dem Koffer kommen will.

Der Auftaktfilm einer neuen Serie von Fantasy-Abenteuern aus dem literarischen Universum der Harry Potter-Autorin Joanne K. Rowling, die hier erstmals auch das Drehbuch verfasste und als Koproduzentin tätig war, spielt 70 Jahre, bevor Harry Potter die Hogwards-Schule besuchte. Ein Film, der 2016 in Deutschland auf Platz 4 der erfolgreichsten Filme des Jahres und weltweit auf Platz 8 landete, bedarf sicher keines weiteren Zuspruchs. Im naheliegenden Vergleich mit den letzten Harry Potter-Verfilmungen, bei denen David Yates ebenfalls für die Regie verantwortlich zeichnete, lassen sich allerdings deutliche Unterschiede erkennen. Hier stehen nicht mehr Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt, sondern Erwachsene und zwar in großer Anzahl. Dank der Figur des No-Majs Jacob Kowalski, der in seiner leicht unbeholfenen Art die meisten Sympathiepunkte sammelt, verliert man nicht gleich die Übersicht. Zugleich ist der Film in einer technischen Perfektion von der Kameraführung über Ausstattung und Requisite bis zu Ton, Musik und insbesondere der CGI-Tricktechnik realisiert, die keine Wünsche offenlässt.

So überrascht es auch nicht, dass der Film für den Oscar zwar zahlreiche Nominierungen vor allem in Nebenkategorien aufweisen kann, bei der Oscar-Verleihung 2017 allerdings nur eine Auszeichnung für die besten Kostüme (an Colleen Atwood) erhielt. Die zahlreichen Actionszenen, in denen die im wahrsten Sinne des Wortes phantastischen Tiere bildgewaltig und für junge Kinderaugen möglicherweise erschreckend zum Leben erweckt werden, sorgen in jedem Fall für reichlich Spannung und Augenkitzel. Die menschlichen Hauptfiguren lassen sie jedoch teilweise völlig in den Hintergrund treten. Der Atmosphäre der Geschichte und der Empathie mit den Figuren ist das eher abträglich. Da mindestens noch zwei weitere Filme geplant sind, wird sich zeigen, ob den menschlichen Charakteren in Zukunft etwas mehr Spielraum eingeräumt wird.

DVD Extras: Featurettes

Blu-ray Extras: Featurettes, Entfallene Szenen

Holger Twele