Petting statt Pershing

Länge:
0 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
05.09.2019
Regie:
Petra Lüschow
Darsteller:
Anna Hornstein (Ursula Mayer), Florian Stetter (Siegfried Grimm), Christina Große (Inge Mayer), Thorsten Merten (Helmut Mayer), Zoe Moore (Isabel)
Genre:
Jugend , Komödie
Land:
Deutschland, 2018

1983: Die kluge Schülerin Ursula will mit ihren 17 Jahren endlich Sex haben. Es ist die Ära der Friedens- und Anti-Atomkraft Bewegung, der Geist der 68er hat mit einiger Verzögerung in der hessischen Provinz Einzug gehalten. Das wurde auch Zeit, denn ansonsten gibt es hier nichts außer flaches Land, Langeweile und blöde Mitschüler, die Ursula wegen ihrer Leibesfülle Obelix nennen. Zum Beispiel Ralf, der mit allen Mädchen schläft, aber Ursula nur den BH klaut. Zum Glück bewohnen Linksalternative, die sogenannten „Müslis“, einen Hof in der Nähe. Sie predigen freie Liebe, es gibt eine Vagina-Entdeckungsgruppe für Frauen und Vollkorn-Backkurse. Aber das Beste ist der neue Lehrer Siegfried Grimm. Er ist hübsch, hört sich die Sorgen aller Frauen an und nimmt sie in den Arm. Ursula verliebt sich sofort, muss aber bald feststellen, dass Grimm es auf die erwachsenen Frauen im Dorf abgesehen hat, und das nicht zu knapp. Auch ihre spießige Mutter Inge, die Handarbeitslehrerin der Schule, hat plötzlich Schmetterlinge im Bauch. Als Ursula die beiden beim Sex in der Turnhalle erwischt, sinnt sie auf Rache. Das Buch „Wie vergewaltige ich einen Mann“ soll ihr Inspiration liefern.

Ursula steuert stoisch und selbstbewusst durch die Wirren ihrer Jugend. Auch wenn sie von den anderen geärgert wird, lässt sie sich nicht unterkriegen. Drehbuchautorin Petra Lüscher lässt in ihrem Regiedebüt die frühen 1980er Jahre lebendig werden. Die detailreiche Ausstattung und der Soundtrack mit Songs der 80er tragen dazu bei, vor allem aber wird der Zeitgeist plastisch. Strickende Männer, erwachendes Öko-Bewusstsein und sexuelle Befreiung. John Lennons „make love, not war“ gibt den Kurs vor. Der Jugendfilm schwankt zwischen Gesellschaftsporträt und satirischer Komödie, bezieht dabei den Humor aber nur aus den Eigenheiten dieser Epoche, wie schrullige Fernsehsendungen, Leberwurstbrote und Makramee-Eulen. Das ist zu wenig, zumal das Erzähltempo eher schleppend ist und die Erwachsenen wie Abziehbilder wirken. Auch fehlt die Verbindung zu heute, die auf der Hand liegt: Fridays for Future, Jugendliche, die der älteren Generation den Spiegel vorhalten. Von all dem will die Nostalgie-Zeitreise nichts wissen. Die junge Hauptdarstellerin ist zwar durchaus eine Entdeckung, aber leider bleibt auch diese Figur in ihrem Leben irgendwie stecken.

Christiane Radeke

Anbieter