Operation Duval - Das Geheimprotokoll

Die Rückkehr in den Beruf ist alles andere als leicht, wenn man erst einmal aufgrund privater Probleme ausgeschieden ist – das merkt auch Duval, dessen Karriere als Buchhalter einen starken Einbruch erlitten hat: Überforderung, Alkoholprobleme, Zusammenbruch. Jetzt ist er wieder fit, aber niemand möchte ihn einstellen. Deshalb nimmt er auch direkt an, als ihm ein eher außergewöhnlicher Job angeboten wird: Mitschnitte von Telefongesprächen auf einer Schreibmaschine abtippen. Nach exakten Anweisungen. Allein in einer ranzigen Wohnung, die er tagsüber auf keinen Fall verlassen darf. Dafür gibt es 1500 Euro – pro Woche. Zuerst ist die Arbeit zwar seltsam, aber eigentlich ganz okay. Nur tauchen dann immer brisantere Informationen auf den Bändern auf. Es geht dabei um Hintergründe der Verhandlungen bei einem Geiseldrama, das gerade große Schlagzeilen macht. Schließlich wird ein Anrufer sogar gewaltsam unterbrochen und am nächsten Tag liest Duval, dass er ermordet wurde. Er ist schockiert und will seine Stelle kündigen – doch es geht nicht. Stattdessen wird er immer tiefer in dubiose politische Verschwörungen hineingezogen und bringt dabei nicht nur sich selbst, sondern auch die Menschen in seiner Nähe in Gefahr.

„Operation Duval – Das Geheimprotokoll“ ist einer jener Filme, die unauffällig einsteigen, um dann auf vollkommen überraschende Weise an Fahrt aufzunehmen. Denn nach einem ersten hastigen Einblick in Duvals Lebenskrise wirken die Geschehnisse erst einmal sehr langsam: ein dubioser Anruf, ein Vorstellungsgespräch an einem Samstag, die endlose Tristesse an der Schreibmaschine. Vor allem dieses abschreckend öde Bild von Duvals neuer Arbeitsstelle kostet Regisseur Thomas Kruithof in vollen Zügen aus. Der Protagonist fügt sich seltsamerweise perfekt ein, während er weitestgehend unbeteiligt seine Arbeit verrichtet. Er scheint insgesamt ein äußerst langweiliges Leben zu haben und offensichtlich ist er zufrieden damit. Und so lässt er sich auch von den Geschehnissen auf den Bändern vorerst nicht aus der Ruhe bringen – zumindest nicht äußerlich. Deshalb erfahren wir auch erst viel später, dass sich hinter dieser charakterlosen Fassade ein Mensch verbirgt, der zu handeln weiß – was der Story schließlich einen ungeahnten Drive verleiht. Und auch sonst ist „Operation Duval – Das Geheimprotokoll“ ungeahnt gewieft. Denn die Ereignisse und politischen Verwicklungen wirken im ersten Moment zwar vollkommen absurd – aber dann auch wieder so nachvollziehbar und alltäglich. Hut ab vor dieser Inszenierung. Kein gemütlicher Filmgenuss, dafür absolut lohnenswert.

Marius Hanke