O Beautiful Night

Länge:
89 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
20.06.2019
Regie:
Xaver Xylophon
Darsteller:
Noah Saavedra (Juri), Marko Mandić (der Tod), Vanessa Loibl (Nina) u. a.
Genre:
Tragikomödie , Großstadtfilm
Land:
Deutschland, 2019

Juri hat Angst zu sterben. Schon sein Leben lang, doch nun fühlt es sich wirklich so an, als würde sein Herz jeden Moment schlappmachen. Er ist noch jung, sicher, aber man weiß ja nie. Auf jeden Fall muss er raus und sich von diesem Gefühl ablenken. Eine kleine versiffte Bar mit einem Haufen Spielautomaten ist vielleicht nicht der beste Ort dafür, aber gut, es wird schon funktionieren. Immerhin hat er Münzgeld dabei. Wäre da nur nicht dieser nervige Typ, der ihn blöd von der Seite anquatscht, während er genüsslich eine Bockwurst dampft. „Willst du auch?“, fragt er. – „Ne.“ – „Und was, wenn du heute Nacht stirbst und das letzte, was du gesagt hast, ist ne?“ Und dann sagt er, dass er der Tod ist. Sie könnten es gleich hinter sich bringen. Aber komm, „wir suchen uns einen schöneren Ort zu Sterben.“ Und weil ihm gar nichts anderes übrig bleibt, geht Juri mit und erlebt gemeinsam mit dem sonderbaren Fremden eine vollkommen unerwartete Nacht voller Abenteuer, die ihn weit über die Grenzen seiner Angst hinausführen: mit dem Besuch bei einer alten Kräuterhexe, mit einer Runde Russisch Roulette am Rande einer Kartbahn und mit einem Verliebtheits-Gefühl zwischen vollkommener Leichtigkeit und melancholischer Schwere.

Nach zwei preisgekrönten Kurzfilmen wagt sich der deutsche Regisseur und Drehbuchschreiber Xaver Böhm auf das Spielfilm-Parkett und liefert hier ein geradezu zauberhaft anmutendes Kunstwerk aus skurrilen Momenten. Das Geschehen von „O Beautiful Night“ ist im Grunde absurd und fügt sich doch irgendwie zusammen zu einer ebenso bedrückenden wie wundervollen Reise durch die Auswüchse der menschlichen Lebenswelt. Böhms Charaktere sind allesamt überzeichnet und könnten zugleich kaum authentischer sein. Marko Mandić (Gold, Lose Your Head) verleiht dem Tod in Gestalt eines abgehalfterten Zuhälters einen so famos anrüchigen Charme, dass man ihm einfach stundenlang zuhören könnte bei seiner hochtrabend-philosophischen Sprücheklopferei. Noah Saavedra (Egon Schiele) in der Rolle des ängstlichen Juri braucht eine Weile plus die Unterstützung von Vanessa Loibl in der Rolle der jungen Stripperin Nina, um hier auf Augenhöhe zu gelangen – bis unser Held dem Tod schließlich wirklich Paroli bieten kann.

In einem Raum fernab und doch ganz nah am Alltag bringt „O Beautiful Night“ Nachtleben und Lebensphilosophie pointiert zusammen und sorgt dabei noch für so manchen Schmunzler. Daher ein klarer Geheimtipp.

Marius Hanke

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