Null Motivation - Willkommen in der Armee (OmU)

Länge:
112 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Talya Lavie
Darsteller:
Dana Ivgy (Zohar), Nelly Tagar (Daffi), Shani Klein (Rama), Tamara Klingon (Irena), Heli Twito (Livnat)
Genre:
Komödie , Tragikomödie , Jugend
Land:
Israel, 2014
Eine Militärbasis im Nirgendwo der isrealischen Wüste. An diesen ruhigen und absolut ungefährlichen Ort werden die Frauen und Neulinge geschickt, die ihre zwei Jahre Pflichtdienst bei der Armee ableisten müssen. So auch die Freundinnen Zohar und Daffi, die bei einem überaus langweiligen Verwaltungsjob gelandet sind. Daffi muss tagein tagaus Unterlagen schreddern, während Zohar mehr schlecht als recht so tut, als würde sie die Post verschicken. Während die verwöhnte Daffi nur einen Traum hat, nämlich möglichst schnell nach Tel Aviv versetzt zu werden, gefällt sich Zohar in der Rolle der Aufmüpfigen. Der überehrgeizige Offizierin Rama ist das natürlich ein Dorn im Auge. Von den männlichen Soldaten wird sie allenfalls belächelt, und Zohar zeigt ihr ganz offen, dass sie weder Respekt vor ihr hat, noch Angst vor irgendwelchen Konsequenzen. Und dann ist da noch Irena aus Russland mit dem losen Mundwerk und Tahila, die Neue, die sich aber nur unter falschem Namen in die Armee eingeschlichen hat, um ihren Lover endlich wiederzusehen. Zwischen alltäglichen Banalitäten, Reiberein, absurden Regeln und zotigen Streichen geschehen aber auch die großen tragischen Momente des Lebens. Freundschaften werden ausgereizt, ein junges Mädchen nimmt sich aus Liebeskummer das Leben, ein Geist spukt durch die Betten, Träume bleiben unerfüllt. Zohar ist weit und breit die einzige Jungfrau, dabei ist sie im Kibbuz groß geworden, wo es – so eine Soldatin – ja wohl voll zur Sache gehen würde. Schließlich liegen sich die Freundinnen in den Haaren und fechten einen Privatkrieg mit Tackern aus. Zohar reizt ihre Rolle als verstimmte Rebellin voll aus und überspannt schließlich vollends den Bogen.

Aus Zohars lakonischer Perspektive erzählt das Langfilmdebüt der isrealischen Regisseurin Talya Lavie auf dem schmalen Grad zwischen Humor, Tragik, Alltagsabgründen und Situationskomik. Sie balanciert dabei genau die verschiedenen Tonlagen aus. Die Dialoge sind kernig, originell, witzig und voller subtiler Zwischentöne. Dabei werden die ganz großen Themen wie Liebe, Freundschaft, Schmerz, Orientierung im Leben, Einsamkeit, Träume und Ängste scheinbar beiläufig verhandelt, gleichzeitig aber auch mit viel Liebe für kleine Details sehr genau beobachtet. Hierin zeigt sich das große Talent der Filmemacherin und Comic-Künstlerin, die auch das Drehbuch schrieb, und die sich fast immer nicht für den vorhersehbaren Lacher entscheidet, sondern einen kleinen Umweg einbaut, um dann doch einen guten Gag zu landen. In Israel war dieser Film ein Überraschungshit im Kino. Kein Wunder, so durchsteht doch jeder Einwohner des Landes den Pflichtdienst beim Militär. Und die junge Generation, die hier gezeigt wird, ist längst Lichtjahre entfernt von den Idealen der Gründergeneration.

Der Film liegt in der hebräischen Originalfassung vor, auch bei wenigen Kenntnissen über Israel lohnt die warmherzige Komödie mit ernsten Untertönen in jedem Fall, denn die jungen Darstellerinnen tragen zu großen Teilen dazu bei. Die Tragikomödie gewann den 1. Preis auf dem Tribeca Film Festival.

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Hebräisch

Untertitel: Deutsch

Anbieter

Kauf-DVDabsolut Medien

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (43. Woche 2017).