Norte - Das Ende der Geschichte

Länge:
250 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Lav Diaz
Darsteller:
Sid Lucero (Fabian), Archie Alemania (Joaquin), Angeli Bayani (Eliza), Mae Paner (Magda) u.a.
Genre:
Drama , Politischer Film , Literaturverfilmung
Land:
Philippinen , 2013
Für dieses vierstündige Filmepos hat sich der preisgekrönte philippinische Regisseur Lav Diaz, der weltweit zu den großen Autorenfilmern gehört, von dem berühmten Roman des russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski (1821-1881), „Schuld und Sühne“, inspirieren lassen. Lav Diaz ist bekannt für seine überlangen, mehrstündigen Arbeiten, für die er hochrangige Auszeichnungen, wie den Goldenen Löwen, den Goldenen Leopard oder den Alfred-Bauer-Preis bei der Berlinale, erhalten hat.

„Norte – Das Ende der Geschichte“, der erste Film von Diaz, der in Deutschland auch ins Kino gekommen ist, führt zwei Handlungsstränge bzw. Schicksale zusammen. Da ist der gutsituierte, verbitterte Jurastudent Fabian, der gerade sein Studium abgebrochen hat und meist in hitzigen Debatten mit seinen Kommilitonen zu erleben ist. Dabei geht es um Politik, philosophische Fragen, es fallen gern Schlagworte wie Postmoderne, Anarchie, Freiheit des Individuums, Existentialismus, Ethik und Moral. Immer nachdrücklicher entwickelt Fabian die These, dass alle Elemente, die die Moral gefährden, vernichtet werden müssen. Ein solches Element sieht er in der Pfandleiherin Magda, bei der er sich immer wieder Geld borgt. Von dieser Pfandleiherin ist auch die junge Eliza abhängig. Sie lebt mit ihrer Familie in armen Verhältnissen und muss nach dem Unfall ihres Mannes Joaquin so nach und nach ihren kärglichen Besitz verpfänden: das Schwein, den Hausrat und zum Schluss auch das einzige Erbstück, einen Ring. Den versucht später Joaquin zurückzubekommen, vergeblich. In seiner Ohnmacht greift er Magda an, zieht dann aber unverrichteter Dinge davon. Kurz darauf sucht Fabian die Pfandleiherin auf, ersticht sie in ihrem Schlafzimmer und als ihre Tochter dazukommt, auch sie. Während Fabian flieht, wird Joaquin verhaftet und zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. In Zukunft wird Fabian mit seinen Schuldgefühlen kämpfen und rastlos durchs Leben irren, mit seinen Freunden brechen, sich einer christlichen Gruppe der „Wiedergeborenen“ anschließen, immer wieder zu Gewaltausbrüchen neigen und letztendlich seine Freunde auffordern, den Fall von Joaquin neu aufzurollen und dessen Unschuld zu beweisen. Joaquin dagegen geht im Gefängnis durch die Hölle, Eliza zieht mit den beiden Kindern mittellos durchs Land.

Lav Diaz’ Filmepos aus dem Jahr 2013 ist außergewöhnlich. Außergewöhnlich in seiner Länge, in der ruhigen Erzählweise, den langen Kameraeinstellungen, die immer wie „der Blick drauf“ wirken, weil nie eine Naheinstellung zu sehen ist, sondern die Figuren immer aus der räumlichen Distanz aufgenommen sind. Unaufgeregt wird von aufregenden Geschehnissen erzählt, von gesellschaftlichen Missständen, von seelischen Nöten, von Schuld und Vergebung, Recht und Unrecht. „Wenn man sich die Philippinen anschaut“, merkt Lav Diaz in seinem Regiekommentar an, „sieht man, dass viele Menschen fast wie besessen sind von religiös-fundamentalistischen, evangelikanen Bewegungen. Das ist sehr extrem und sehr gefährlich. Die Menschen versuchen sich mit diesen Ideologien vor dem Unbekannten zu schützen, das sie als bedrohlich empfinden“. Sein Film gestattet in der Tat einen umfassenden Blick auf die vergangenen wie gegenwärtigen Verhältnisse in seinem Land, wirft dabei aber auch wesentliche Fragen auf, die uns alle betreffen und bewegen.

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

Kauf-DVDabsolut Medien

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (39. Woche 2017).