National Bird - Wohin geht die Reise, Amerika?

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
88 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Sonia Kennebeck
Darsteller:
Alle gezeigten Personen als sie selbst
Genre:
Dokumentation , Politischer Film
Land:
USA, Deutschland, 2016
Die Regeln der Kriegsführung haben sich in den letzten Jahren massiv verändert: Zahlreiche Operationen werden mittlerweile aus der Ferne gesteuert. Mithilfe von Drohnen lassen sich umfangreiche Informationen im Krisengebiet sammeln und auch der Angriff ist manchmal kaum mehr als ein Knopfdruck. Das ist bequem und es garantiert die körperliche Versehrtheit der eigenen Soldaten – aber es ist auch unheimlich gefährlich. Denn der Einsatz ist „so einfach“ und „das Bild ist zweidimensional“, wie ein hochrangiger Ex-Militär betont. Dadurch werden Entscheidungen über Leben und Tod viel leichtfertiger getroffen und nicht immer entspricht der Eindruck aus der Luft den wahren Begebenheiten. Außerdem lässt sich das Ausmaß der Zerstörung immer erst im Nachhinein erfassen. Fehleinschätzungen der Situation und zivile Opfer kommen immer wieder vor, trotz der erstaunlichen technischen Präzision. Und woher weiß man denn, ob es auch wirklich die Richtigen getroffen hat?

In „National Bird“ begleitet die Journalistin Sonia Kennebeck drei Menschen, die im geheimen Drohnenprogramm der USA gearbeitet haben. Sie fühlen sich schuldig für ihr Mitwirken und kämpfen nun für Veränderung, die vor allem in den Köpfen der Menschen stattfinden muss. Dabei wird deutlich, dass bei dieser Form der modernen Kriegsführung auch auf Seiten der Angreifenden ein hoher Preis zu zahlen ist – nicht in körperlicher, sondern in seelischer Hinsicht. Da ist zum Beispiel Heather, eine ehemalige Drohnen-Video-Analystin, die viele Angriffe mitansehen und live auswerten musste. Aufgrund dieser Erlebnisse war sie laut Gutachten stark suizidgefährdet, doch wegen Personalmangel dachte ihr Vorgesetzter gar nicht daran, sie an eine andere Stelle zu versetzen. Nun macht sie öffentlich auf die Missstände aufmerksam und wird dadurch bereits als Whistleblowerin und von manchen gar als Landesverräterin bezeichnet. Da ist außerdem Lisa, die einen tiefen Einblick hatte in ein System, das weltweit Daten sammelt und dessen Ausmaß an Möglichkeiten sich als Außenstehender nicht ansatzweise erahnen lässt. Lisa hat geglaubt, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen – das tut sie heute nicht mehr. Stattdessen leistet sie nun Hilfe in Afghanistan und stellt sich den Geschichten der unschuldigen Opfer, für deren Tod oder Verstümmelung sie mitverantwortlich ist. In Kriegsgebieten wie hier weiß man inzwischen, dass der Tod jederzeit aus der Luft kommen kann. Trotzdem sind es nicht Rachegelüste, die vorherrschen, sondern vielmehr der Wunsch nach mehr Verantwortungsgefühl auf Seiten der USA.
Und da ist Daniel, der eigentlich gegen seine Überzeugungen zum Militär gegangen ist, um der Obdachlosigkeit zu entkommen. Nach Jahren als Teil eines moralisch zweifelhaften Systems trägt er nun dazu bei, dass öffentlich über den Drohnenkrieg gesprochen wird. Und trotz größter Vorsicht bei der Auswahl dessen, was er an Informationen preisgibt, wird er plötzlich wegen Spionage angeklagt und lebt nun in ständiger Angst vor einer Verurteilung. Denn auch das sind die Konsequenzen des Systems: Man versucht, Whistleblower mundtot zu machen.
„National Bird“ vermittelt einen vagen Eindruck dessen, was hinter den Kulissen geschieht. Und lässt eine düstere Zukunft erahnen. Daher ist es wohl umso wichtiger, sich dieser Realität zu stellen.

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch / Englisch

Untertitel: Deutsch

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Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (42. Woche 2017).