München – Im Angesicht des Krieges

Länge:
138 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
21.01.2022
Regie:
Christian Schwochow
Darsteller:
Jannis Niewöhner (Paul von Hartmann), George MacKay (Hugh Legat), Jeremy Irons (Neville Chamberlain), Sandra Hüller (Helen Winter), Liz Lisa Fries (Lena), August Diehl (Franz Sauer), Ulrich Matthes (Adolf Hitler)
Genre:
Politischer Film , Thriller , Drama
Land:
Großbritannien, 2021

Wieder ein Geschichtsfilm über den Nationalsozialismus, wieder ein Film in dem ein Schauspieler Adolf Hitler mimen muss. Hier aber stehen zwei junge Männer im Mittelpunkt, die beide am Vorabend des 2. Weltkrieges in einen tiefen inneren Konflikt gestoßen werden. Sie müssen sich positionieren: Mitmachen oder Widerstand leisten – und das sowohl auf deutscher wie auf englischer Seite. Aber zu welchem Preis? Und dann ist es auch die Geschichte des umstrittenen britischen Premierministers Chamberlain, der 1938 das folgenschwere Münchener Abkommen mit Nazideutschland unterzeichnete.


Worum es in „München – Im Angesicht des Krieges“ geht:


1932 sind sie jung und unbeschwert, obwohl die aufziehenden finsteren Zeiten bereits ihre Schatten werfen. Das deutsche Paar Paul und Lena und der Engländer Hugh studieren gemeinsam in Oxford. Noch sind sie ein Herz und eine Seele, aber das wird sich ändern. Sie treffen sich in Berlin wieder. Überall Hakenkreuzfahnen, die Biergärten voller brauner Uniformen. Paul rechtfertigt als einziger Hitlers Politik. Deutschland soll wieder eine große und stolze Nation sein. Paul ist hitzig und emotional, Hugh vorsichtig und passiv. Lena ist Jüdin und sieht als Einzige klar. Es kommt zum Zerwürfnis.

1938 dann sehen sich die ehemaligen Freunde wieder. Hugh ist der erste Sekretär vom britischen Premierminister, auch Paul hat Karriere gemacht. Aber er gehört jetzt einer geheimen Widerstandsgruppe an, die Hitler stoppen will, wenn es sein muss über dessen Leiche. Jetzt wird aus dem historischen Sittenbild ein Politthriller, denn beide geraten in die Fänge der Geheimdienste. Paul werden von seiner Sekretärin und Liebhaberin Helen hochgeheime Papiere zugespielt, die Hitlers Pläne eines aggressiven Angriffskrieges belegen. Derweil verhandeln die Mächtigen Europas – Chamberlain, Mussolini und der französische Premier – mit Adolf Hitler in München über die Annektion des Sudentenlandes. Paul und Hugh gehen jeweils große Risiken ein, aber können sie die Geschichte abwenden?


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Im Zentrum von „München – Im Angesicht des Krieges“ stehen politische Verhandlungen: Chamberlain versucht um jeden Preis einen Krieg abzuwenden, und wenn er einen Pakt mit dem Teufel eingeht. Dahinter steckte der Schachzug, Hitler zu demaskieren, um den Alliierten Zeit zu verschaffen. Das mag in Großbritannien ein großes Thema sein, für deutsche Zuschauer*innen aber weniger. Gegen die Inszenierung und Gestaltung der durchaus spannend geratenen Geschichtsstunde lässt sich allerdings nichts sagen, wirklich gar nichts. Die nervöse, dennoch zurückhaltende Handkamera fängt die fahrige Stimmung zwischen Ungewissheit, panischer Angst und dem Wettlauf gegen die Zeit ein. Ulrich Matthes mimt Hitler als eiskalten und einschüchternden Machtmenschen. Die Schauspieler*innen sind allesamt bis in die Nebenrollen überzeugend, Settings und Ausstattung ebenfalls.  Trotzdem bleibt man am Ende ratlos zurück. Um was genau ging es hier eigentlich? Wie kam es genau zu Pauls politischer Kehrtwende? Und was wurde aus Lena? Spannende Fragen, die mehr in den Fokus hätten rücken müssen. Stattdessen geht es aber um die Fallstricke von diplomatischen Lösungen mit Diktatoren. Genau das wäre der Bezug zu heute, der hier aber leider untergeordnet bleibt und verpufft. Nichtsdestotrotz eine spannende und sehenswerte Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Robert Harris.

Christiane Radeke

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