Moffie

Länge:
108 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Oliver Hermanus
Darsteller:
Kai Luke Brummer (Nicholas Van Der Swart), Ryan De Villiers (Dylan), Mark Elderkin (Medic), Michael Kirch (Miles), Luke Tyler (Hilton) u.a.
Genre:
Drama
Land:
Südafrika, Großbritannien, 2019

„Moffie“ heißt auf Afrikaans „Schwuchtel“. Ein Schimpfwort, das im gleichnamigen Film häufiger fallen wird. Zum Beispiel als zwei junge, zerschundene Soldaten der Kompanie vorgeführt werden, weil sie bei Zärtlichkeiten ertappt wurden, die sie auf der Toilette austauschten. Wir befinden uns in den 80er Jahren in einem südafrikanischen Ausbildungscamp: Nick (Kai Luke Brummer), unser Protagonist, ist keiner der beiden. Doch er könnte genauso gut an ihrer Stelle stehen. Geduldig erträgt Nick die Schikanen, denen er und seine Kameraden Tag für Tag ausgesetzt sind, erträgt die Schimpf und Schande des Sergeant, erträgt die endlosen Märsche und den psychischen Druck. Auch in den Schlafquartieren regiert der ruppige Ton des Rudels, Schwächlinge werden ausgegrenzt und gequält.

In diesem Auflauf grober Geselligkeit werden allerdings auch unterschwellig Zärtlichkeiten untereinander ausgetauscht. Neben der Brutalität des Ausbildungsalltags lauert also auch eine gewisse, halbverdeckte Sinnlichkeit. Für Nick strahlen die schönen und starken Körper seiner Kameraden eine permanente Bedrohlichkeit aus. Er leidet, denn er ist umringt von Männerscharen, die er heimlich begehrt, aber nicht begehren darf. Seine Blicke sind ausweichend und seine Gesten scheu, weil der Reiz des Verbotenen immer präsent ist. Die Gefahr, sein Gegenüber einmal zu lange anzusehen oder einmal zu zweideutig zu berühren, ist durchgehend greifbar. Ein Kindheitstrauma ist Nick Lehre genug. Denn als Jugendlicher wurde er beim Gaffen im Schwimmbad erwischt, was für einen peinlichen Skandal sorgte.

In einer langen Trainingsnacht im Schützengraben kommen er und der Rekrut Dylan (Ryan De Villiers) sich unverhofft etwas näher. Es bleibt beim tröstlichen Aneinanderschmiegen, das jedoch Hoffnungen in Nick schürt. Ebendiese Hoffnungen steigern sich bald in tiefere Gefühle, die ihn und Dylan (der seinerseits nicht abgeneigt scheint) in ernsthafte Schwierigkeiten bringen könnten. Außerdem ist Dylan auch ein Quergänger, der sich immer wieder mit dem Sergeant anlegt. Bis er es eines Tages zu weit treibt…

Die Bilder sind ähnlich poetisch, wie einst bei Barry Jenkins Oscar-Hit „Moonlight“ und in dem, was sie zeigen, ähnlich grausam wie Stanley Kubricks Antikriegs-Manifest „Full Metal Jacket“. Regisseur Oliver Hermanus leuchtet die Widersprüchlichkeit männlicher Selbstbehauptung genau aus und zeigt, dass solche leider häufig auf der Herabsetzung Schwächerer basiert. Wie er das stetige Ringen und Kräftemessen mit zarten Untertönen durchwebt, die ebendieses Modell von Männlichkeit durchkreuzen und hinterfragen, ist ganz große Kunst! „Moffie“ ist wichtiges, faszinierendes und psychologisch komplexes queeres Kino, das noch lange im Gedächtnis nachhallt.

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (1. Woche 2021).