Missed Connections

Der großen Liebe im Supermarkt begegnen, sie über eine App wiederfinden, dann zusammenkommen und bis ans Ende aller Tage glücklich sein? Eine schöne Vorstellung. Aber was, wenn da gar nicht so viel Romantik in der Luft liegt, wie wir uns das wünschen, und wir bloß an einer selbst erschaffenen Illusion festhalten? In „Missed Connections“ erleben wir gemeinsam mit Mae, wie viel Schaden eine verzweifelte Suche nach Liebe anrichten kann. Und stellen fest, dass es zunächst vielleicht besser ist, mit uns selbst ins Reine zu kommen. Auch wenn Mae das anfangs natürlich nicht wahrhaben will.

Was dich im Film „Missed Connections“ erwartet:

Mae hat ein T-Shirt-Business, das mit ihrer chaotischen Arbeitsweise noch nicht so richtig ins Laufen kommen will – und sie fühlt sich noch immer ziemlich lost und unvollständig, seit ihr Exfreund sie verlassen hat. Doch all das scheint sich schlagartig zu ändern, als sie im Supermarkt Norman begegnet, der sie vom ersten Moment an begeistert. Und als sie dann an der Kasse noch einmal aufeinandertreffen und er aus Versehen einen kleinen Kuchen für sie mitbezahlt, ist für Mae klar: Das muss Schicksal sein. Über die App „Missed Connections“ findet sie ihn schließlich wieder, denn offensichtlich war er ebenfalls auf der Suche nach ihr. Als sich dann aber bei ihrem Treffen herausstellt, dass er eigentlich wen anders gesucht hat, will sie das nicht wahrhaben, engagiert ihn kurzerhand für die Optimierung ihres Online-Shops und denkt, der Rest wird sich dann schon ergeben. Tatsächlich verstehen sie sich sehr gut – nur dass es für Norman klar bei einer Freundschaft bleibt und er sich kurze Zeit später glücklich in wen anders verliebt. Also setzt Mae alles daran, ihn spüren zu lassen, dass SIE die Richtige ist und die andere bloß ein dummer Fehler …

Lohnt sich der Netflix-Liebesfilm für mich?

Zu den Topempfehlungen des Jahres gehört „Missed Connections“ eher nicht, doch der Eindruck der ersten Minuten wird dem Film auch nicht gerecht. Denn was wie eine maximal mittelmäßige und stellenweise sehr auf Klischee konstruierte Liebeskomödie beginnt, ist eigentlich ein Film über das Loslassen und wieder zu sich selbst finden. Und so wird es eben vor allem ab dem Zeitpunkt spannend, wo langsam klar wird: Das hier wird nicht so laufen wie sonst. Die Frau verrennt sich da ganz böse in etwas! Und wie sie sich schließlich verhält, mag zwar guten Absichten entspringen, hat aber mit Romantik nicht mehr viel zu tun, sondern ist einfach nur toxisch. Voll gut, auch mal diese Seite von (vermeintlichen) Liebesgeschichten zu sehen und auf diese Weise gespiegelt zu bekommen, wie fies und gefährlich emotionale Abhängigkeit ist – und umso wichtiger, sich davon zu lösen und Frieden bei sich selbst zu suchen. Insofern erwartet dich hier eine etwas andere romantische Komödie mit leicht therapeutischer Wirkung. Und einem Ende, dass dich trotz der Misere mit einem guten Gefühl zurück in den Alltag entlässt. Versprochen!

Marius Hanke