Minjan

Länge:
124 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Eric Steel
Darsteller:
Samuel H. Levine (David), Brooke Bloom (Rachel), Alex Hurt (Bruno), Christopher McCann (Herschel), Mark Margolis (Itzik) u. a.
Genre:
Drama
Land:
USA, 2020

„Minjan“ – das ist das Quorum (die benötigte Teilnehmerzahl) von mindestens zehn mündigen Juden, um einen vollständigen jüdischen Gottesdienst abhalten zu können. Eric Steel macht ihn zum Ankerpunkt seines Films über einen jungen Mann, der nach Halt und (s)einem festen Platz in der Welt sucht. Daneben zeichnet er eine sehr präzise Milieustudie von einer geschlossenen Parallelgesellschaft vor dem Hintergrund der New Yorker Vorstadt in den 80ern.

Mit 17 steht David (Samuel H. Levine) an der Schwelle des Erwachsenseins. Er ist hin- und hergerissen zwischen der Integration in die konservativ jüdische Glaubensgemeinschaft seiner Familie und der Auslebung seiner schwulen Identität – ein tiefer Zwiespalt, der dem in sich gekehrten Jungen in seinen wachen, aufmerksamen Augen abzulesen ist. Doch er bricht sich zwischendurch auch in unkontrollierten Wutausbrüchen bahn, wie als er quasi willkürlich einen Klassenkameraden verprügelt. Dafür kassiert David wiederum vom eigenen Vater, einem ehemaligen Boxtrainer, später ein blaues Auge, als dieser den vom Unterricht freigestellten Sohn abholen muss. Der Vater, ein grobschlächtiger Speck- und Muskelberg mit Doppelmoral, liefert ihm kein Vorbild ab, dem man gerne nacheifern würde. Solche findet David eher in seinem Großvater Josef (Ron Rifkin), den er regelmäßig nach den Gebetslektionen besucht, wie auch in dessen zwei miteinander zusammenlebenden Nachbarn Herschel (Christopher McCann) und Itzik (Mark Margolis). Er freundet sich allmählich mit ihnen an und stellt fest, dass Herschel und Itzik offenbar etwas mehr miteinander verbindet als ein bloßes Mitbewohnerverhältnis. Dass der Rest der lokalen Gemeinde diesbezüglich ein Auge zudrückt, ermutigt David indirekt dazu, auch selbst erste kleinere Streifzüge in die Schwulenszene von East Village zu unternehmen und seine Sexualität zu erkunden.

Zwischen den religiösen Glaubensgrundsätzen aus dem Gottesdienst und dem liberalen Literaturunterricht in der Schule, deckt David fortschreitend die Widersprüchlichkeiten seiner Gemeinde auf, die nur oberflächlich intakt erscheint. Er lernt, über ihre Grenzen hinauszuschauen, lernt, dass außerhalb der Gemeinde nicht nur das große Leben, sondern auch unbequeme Realitäten lauern: etwa die HIV-Epidemie, die in den 80ern in den amerikanischen Großstädten wütete. Das Umfeld seiner Community, in der David zur frommen Mündigkeit erzogen werden soll, markiert die Beengtheit einer exklusiven Gemeinschaft, ist aber gleichermaßen ein behüteter Schutzraum vor solchen Irritationen und Bedrohungen aus der „Außenwelt“. Mit einer Ruhe und Behutsamkeit, die in Kontrast zu den Geschwindigkeiten des zeitgenössischen Kinos steht, schildert Eric Steele diese Selbstfindung. Dabei verhandelt er feinfühlig die universelle Schwierigkeit der Vereinbarkeit entgegengesetzter Lebensmodelle.

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (5. Woche 2021).